GESUNDES KINZIGTAL

Internationales Best Practice für populationsorientierte Integrierte Versorgung

Gesundes Kinzigtal wurde im Jahr 2005 von dem Medizinischen Qualitätsnetz – Ärzteinitiative Kinzigtal (MQNK) und der OptiMedis AG, einem Hamburger Thinktank für Management, Analytik und Forschung im Gesundheitswesen, gegründet. Ziel war es, regional ein neues Versorgungsmodell umzusetzen, das die Anreize im Gesundheitswesen umkehrt – hin zu einem System, in dem die Gesunderhaltung der Menschen belohnt wird. Hierfür wurden Prozesse, Strukturen und alle an der Versorgung Beteiligten über die Sektorengrenzen hinweg vernetzt. Auch Vereine, Schulen, Betriebe oder Kommunen wurden einbezogen. Ein besonderer Fokus liegt auf Prävention, Gesundheitsförderung, Aktivierung der Patient:innen und gezieltem Versorgungsmanagement, insbesondere bei chronisch Kranken.

Die Grundlage war ein Vertrag zur Integrierten Versorgung nach § 140a-d Sozialgesetzbuch V mit der AOK Baden-Württemberg, dem sich die damalige LKK Baden-Württemberg ein Jahr später anschloss. Die Gesundes Kinzigtal GmbH übernahm damit die Organisationsverantwortung für das Leistungsmanagement der knapp 35.000 Versicherten in der Region.

Längeres Leben, weniger Kosten

Gemeinsam haben die Gesellschafter OptiMedis und MQNK sowie das Team der Gesundes Kinzigtal GmbH über knapp 20 Jahre ein regionales Gesundheitsnetzwerk aufgebaut, das weit über die Grenzen Deutschlands hinaus als Best Practice für die Integrierte populationsorientierte Versorgung bekannt ist. Es zeigte sich, dass mit dem Ansatz die Qualität der Versorgung sektorübergreifend gesteigert werden und die Kosten der Krankenkassen deutlich gesenkt werden können (weitere Infos zur Evaluation Integrierter Versorgung und den Ergebnissen). 2023 hat auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) das Potenzial des Modells für eine länderübergreifende Übertragung bestätigt (weitere Infos zum OECD-Bericht).

Im November 2023 hat OptiMedis seine Anteile an der Gesundes Kinzigtal GmbH an das MQNK e.V. und die rGV Kinzigtal eG abgegeben. Damit hält das Ärztenetzwerk ab dem Stichtag 89,0 Prozent und die genossenschaftlich organisierte rGV 11,0 Prozent.

Chronik 17 Jahre Gesundes Kinzigtal

Im Jahr 2005 wurde Gesundes Kinzigtal gegründet. Es gab viele Höhepunkte und Meilensteine, von denen wir hier einige zusammengefasst haben.

2005

Die seit 2004 erfolgenden Verhandlungen mit der AOK nähern sich einem für beide Seiten positiven Ergebnis. 21. September: Gründung der Gesundes Kinzigtal GmbH. Gesellschafter sind das MQNK und OptiMedis, Geschäftsführer ist Dr. h. c. Helmut Hildebrandt. Im November wird eine provisorische Geschäftsstelle eingerichtet.

2006

Am 30. Januar unterzeichnet Dr. Christopher Hermann für die AOK Baden-Württemberg den Vertrag über die Integrierte Versorgung (IV) – inklusive Anschubfinanzierung (mit Wirkung zum November 2015). In der Haslacher Altstadt wird am 1. April eine Geschäftsstelle eingerichtet. Die ersten Versorgungsprogramme – „Rauchfreies Kinzigtal“ und „Starke Muskeln – Feste Knochen“ für Osteoporose-Patienten – werden gestartet. Am 23. November unterzeichnen Reinhold Knittel sowie Harald Riedel für die Landwirtschaftliche Krankenkasse (LKK) den IV-Vertrag mit Gesundes Kinzigtal.

2007

Mit dem 1. Juli endet die Phase der von der AOK gewährten Anschubfinanzierung, Gesundes Kinzigtal muss von nun an auf eigenen wirtschaftlichen Füßen stehen. Beim „Fest der Gesundheit“ am 9. September in Haslach, das von Gesundes Kinzigtal initiiert und organisiert wird, feiert das ganze Kinzigtal mit. Am Jahresende sind 42 Haus-, Fach- und Klinikärzte sowie Psycho- und Physiotherapeuten Leistungspartner von Gesundes Kinzigtal.

2008

Das Förderprogramm „Praktische Zukunft“ wird ins Leben gerufen. Es soll junge Mediziner organisatorisch und finanziell bei der fünf Jahre dauernden Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin unterstützen, auch mit dem Ziel, die medizinische Versorgung im Kinzigtal langfristig zu sichern.

2009

Nur wenige Monate nach dem Start von „Praktische Zukunft“ beginnen zwei Ärzte ihre Weiterbildung im Kinzigtal. Die Arbeit von Gesundes Kinzigtal zeigt Wirkung: Berechnungen des Deckungsbeitrags zeigen, dass die Kosten der AOK im IV-Versorgungsbereich um 3,3 Prozent besser sind als im bundesdeutschen Schnitt. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen bescheinigt Gesundes Kinzigtal in einem Sondergutachten „Vorbildcharakter“.

2010

Gesundes Kinzigtal wird auch als Partnerin in Sachen Forschung immer attraktiver: Vom 24. Juni an ist das Versorgungsgebiet eine Modellregion, in der über ein halbes Jahr die Optimierung von Medikamentenverordnung und -gabe zusammen mit Apotheken getestet wird. Mehr als 10.000 Besucher folgen am 12. September der Einladung von Gesundes Kinzigtal zum „Fest der Gesundheit“ in Gengenbach.

2011

Die Geschäftsstelle wird vom 26. September bis 13. Oktober zum Ausstellungsort. Gezeigt wird die von der AOK zusammengestellte Schau „Der transparente Mensch“. Mehr als 1500 Besucher schauen sich die Exponate an – darunter viele Schulklassen.

2012

Für das Programm „ÄrztePlusPflege“ erhält Gesundes Kinzigtal in Berlin den Medizin-Management-Preis. Rund 560 Besucher kommen am 24. Juni zum „Tag der Gesundheit“ in die Geschäftsstelle. Ende September lädt der „Begehbare Darm“ von der Felix-Burda-Stiftung auf Einladung von Gesundes Kinzigtal und der Sparkasse Haslach-Zell zur Erkundung. Mehr als 1200 Besucher informieren sich über Darmkrebs und Präventionsmöglichkeiten.

2013

Zwar hat Gesundes Kinzigtal auch bisher die Gesundheitsförderung in Unternehmen unterstützt. Anfang des Jahres wird „Gesunde Betriebe“ aber eine eigene Abteilung. „Gut beraten – Sicherheit durch individuelle Begleitung“ ist das neueste Programm von Gesundes Kinzigtal. Es soll Ärzte bei der Behandlung komplexer Fälle unterstützen. Gesundes Kinzigtal übernimmt beim vom Bundesministerium für Forschung initiierten Projekt „Selbstbestimmt und sicher“ zur Versorgungssicherheit im Alter die Koordination der Partner.

2014

Im Sommer startet eine der größten Spendenaktionen zugunsten von regional aktiven Vereinen: Beim Glücks-Bumerang entscheiden die Mitglieder anhand persönlicher Gutscheine, welche Initiative oder welcher Verein finanziell unterstützt wird – insgesamt fließen 26.000 Euro. Im September unterzeichnet Martin Wetzel für Gesundes Kinzigtal den Kaufvertrag für die zukünftige Gesundheitswelt in Hausach. Programmzuwachs: RiO, kurz für Rauchfrei in den OP, hilft Rauchern, zumindest für den Zeitraum rund um einen elektiven chirurgischen Eingriffs, rauchfrei zu sein.

2015

Die Gesundheitsakademie Kinzigtal ist die neueste Abteilung von Gesundes Kinzigtal: Sie steht für Weiterbildungsangebote, Workshops und Seminare, die sich an Personen vom Fach, aber auch die breitere Öffentlichkeit richten. Das Netzwerk Gesunde Betriebe, 2013 geplant, wird Wirklichkeit. Direkt in der Anfangsphase schließen sich bereits fünf Unternehmen an, um ihre Gesundheitsförderung zu koordinieren. Im November feiert Gesundes Kinzigtal 10-jähriges Jubiläum mit über 200 Gästen in der neu bezogenen „Gesundheitswelt Kinzigtal“ in Hausach. Außerdem kann die Integrierte Versorgung auch im siebten Jahr hintereinander einen Gesundheitsgewinn erzielen. Das MQNK ist das erste deutsche Praxisnetz, das die zweite Stufe bei der Anerkennung als Praxisnetz nachgewiesen hat.

2016

Durch den Bezug der Gesundheitswelt Kinzigtal in Hausach bieten sich nun deutlich mehr Möglichkeiten, um eigene Ideen umzusetzen. Es entstehen Seminar- und Kursräume, die Trainingswelt als Sportstudio mit dem Fokus auf Prävention, die Gesundheitsakademie und moderne, offene Büro- sowie Besprechungsräume. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und die von ihr gegründete Initiative „Intelligente Vernetzung“ zeichnen Gesundes Kinzigtal mit dem ersten Preis des Wettbewerbs „Intelligente Regionen Deutschlands“ aus. Die Techniker Krankenkasse wird Partner von Gesundes Kinzigtal für ausgewählte Versorgungsprogramme. Im Juni findet ein großer Parlamentarischer Abend in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin statt mit dem Titel „10 Jahre Integrierte Versorgung Gesundes Kinzigtal – Welche Erkenntnisse können wir für eine Innovationsstrategie im deutschen Gesundheitswesen nutzen?“

2017

Zum ersten Mal werden im Kinzigtal Nicht-ärztliche Praxisassistentinnen ausgebildet: Die Gesundheitsakademie ist dafür zertifiziert. In Baden-Württemberg wird die Fortbildung ansonsten nur in Stuttgart angeboten. Das Projekt „MyDoks – Patient Empowerment durch eine gemeinsam geführte Patientenakte“ wird mit dem Preis für Gesundheitsnetzwerker in der Kategorie „Idee“ ausgezeichnet.

2018

Wechsel an der Spitze: Nach mehr als zwölf Jahren zieht sich Dr. h.c. Helmut Hildebrandt als Geschäftsführer zurück und übergibt an ein neues Führungsduo, bestehend aus Dr. med. Brigitte Stunder und Dr. phil. Alexander Pimperl. Im gleichen Jahr besucht Deutschlands bekanntester Arzt Gesundes Kinzigtal: Dr. Eckhart von Hirschhausen zeigt sich begeistert und fragt, warum es diesen Versorgungsansatz nicht häufiger in Deutschland gibt. Acht gesundheitspolitisch interessierte Medizinstudierende und ein Pharmaziestudent kommen im März für eine Zukunftswerkstatt ins Kinzigtal, organisiert über Gesundes Kinzigtal und die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V.

2019

Dr. phil. Christoph Löschmann übernimmt die Geschäftsführung und setzt auf Kontinuität. Forciert wird dabei die Digitalisierung. Zusammen mit der axaris GmbH wird die Vernetzungssoftware elpax entwickelt. Sie erhält einen Sonderpreis beim Kongress für Gesundheitsnetzwerker in Berlin.

2020

Im ersten Corona-Jahr beweist Gesundes Kinzigtal, dass eine regionale Vernetzung mit ihren Strukturen vor Ort große Vorteile bringt. Gemeinsam mit den Notfallpraxisbeauftragten der Kassenärztlichen Vereinigung (KVBW) wird eine Corona-Notfallambulanz mit Testzentrum geschaffen. Das führt zur Entlastung der Hausarztpraxen, sichert die Versorgung und wird von der Landespolitik sehr positiv wahrgenommen. Die Evaluation zeigt, dass Mitglieder von Gesundes Kinzigtal ein geringeres Risiko haben, in einem bestimmten Zeitraum nach Beginn ihrer Teilnahme zu versterben, als Versicherte, die nicht Mitglied im Gesundheitsnetzwerk sind. Auch die wirtschaftlichen Erfolge sind weiter positiv, wie schon in den Jahren zuvor.

2021

Aus der Zusammenarbeit im Coronamanagement Kinzigtal entstehen weitere Projekte in Partnerschaft, etwa mit der Universität Heidelberg zur Risikominimierung in Unternehmen oder einer verbesserten Nachsorge. Viele dieser Konzepte werden von Kommunen, Institutionen und Unternehmen modifiziert und übernommen. Die AOK kündigt zudem an, dass sie den Vertrag über die Zusammenarbeit wegen veränderter Rahmenbedingungen neu verhandeln möchte. Neue Analysen zeigen, dass die Versorgung über Gesundes Kinzigtal einen positiven Effekt auf den Startzeitpunkt einer Langzeitpflegebedürftigkeit hat. Die Analysen zur verringerten Sterblichkeit genauso wie zur Wirtschaftlichkeit werden erneut bestätigt (weitere Details zu den Ergebnissen).

2022

Im Sommer verwandelt sich Gesundes Kinzigtal zum Campus: 18 Medizinstudierende aus ganz Deutschland kommen zur DESAM Summerschool und erarbeiten Konzepte, wie Arztpraxen im ländlichen Raum in Zukunft aussehen können. Gesundes Kinzigtal steht darüber hinaus bei der Gründung der „regionalen Versorgung Kinzigtal eG“ Pate. Mittels der kurz rGV eG genannten Genossenschaft soll es leichter werden, bestehende Hausarztpraxen etwa als MVZ zu sichern.

2023

Die Vertragsverhandlungen mit der AOK sind nahezu abgeschlossen, und Dr. Christoph Löschmann verlässt das Unternehmen. Mit einer neuen Spitze und veränderten Gesellschaftern wird sich Gesundes Kinzigtal verstärkt regional aufstellen. Hierbei wird den spezifischen Herausforderungen der Region, z. B. in Bezug auf die geburtshilfliche Versorgung durch die Gründung eines Hebammenzentrums, innovativ begegnet. Das Versorgungsmodell, wie es im Kinzigtal bis Ende 2023 umgesetzt wird, wird von der OECD als sinnvoll für eine länderübergreifende Übertragung bestätigt (weitere Details).

Kontakt

Prof. Dr. Oliver Gröne

Stellv. Vorstandsvorsitzender

+49 40 22621149-21

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