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11. Dezember 2020

Mit FORTA-EPI Hospitalisierung vermeiden – Fallbeispiele

FORTA-EPI ist ein geeignetes Instrument für die Entscheidungsfindung, das zeigen unsere Fallbeispiele. So wird der FORTA-Score errechnet Zunächst wird ein patientenindividueller FORTA-Score errechnet, wobei alle in der FORTA-Klassifikation abgebildeten Kombinationen aus Diagnosen und Substanzen durch den Algorithmus überprüft werden. Ermittelt der Algorithmus ein datenbasiertes Optimierungspotenzial bei einer Diagnose-Wirkstoff-Kombination in Form einer Unter-/Über- oder Fehlversorgung wird […]

FORTA-EPI ist ein geeignetes Instrument für die Entscheidungsfindung, das zeigen unsere Fallbeispiele.

So wird der FORTA-Score errechnet

Zunächst wird ein patientenindividueller FORTA-Score errechnet, wobei alle in der FORTA-Klassifikation abgebildeten Kombinationen aus Diagnosen und Substanzen durch den Algorithmus überprüft werden. Ermittelt der Algorithmus ein datenbasiertes Optimierungspotenzial bei einer Diagnose-Wirkstoff-Kombination in Form einer Unter-/Über- oder Fehlversorgung wird ein Score-Punkt vergeben. Letztlich werden alle Score-Punkte auf Patientenebene zum FORTA-Score aufsummiert. Patienten mit hohen Score-Werten haben dementsprechend eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Arzneimitteltherapie tatsächlich ein Optimierungspotenzial aufweist.

Auf Basis eines anonymisierten GKV-Routinedatensatzes der OptiMedis AG konnten FORTA-Score-Werte für 13.557 Versicherte ab 65 Jahren (56 % weiblich, Altersdurchschnitt 76,3) berechnet werden. Der durchschnittliche FORTA-Score für Patienten über 65 Jahren lag zwischen 4,17-4,33 pro Jahr (Rabenberg et al.).

Fallbeispiel 1: Krankenhausaufenthalte aufgrund einer Schenkelhalsfraktur (z. B. ICD-Code S72.0) nach vorheriger Medikation mit Benzodiazepinen

In einem Stichprobenzeitraum von acht Jahren wurden in dem Routinedatensatz 1.220 Krankenhausbehandlungen aufgrund von Schenkelhalsfrakturen dokumentiert (Tabelle 1a). Bei ca. 5 % der Patienten ermittelte FORTA-EPI maximal 90 Tage vor dem entsprechenden Krankenhaus-Aufenthalt einen FORTA-Scorepunkt, ausgelöst durch ein Benzodiazepin, der bei entsprechender Überprüfung ggf. vermeidbar gewesen wäre.

Schenkelhalsfrakturen

Krankenhausfälle gesamt

davon bei Patienten mit FORTA-Score durch Benzodiazepin-Medikation

(<90 Tage vor KH-Einweisung)

Potenzial bzgl. Vermeidbarkeit

davon im Folgejahr verstorben

1.220

61

5 %

22 (36 %)

Tabelle 1a: Zusammenhänge: Schenkelhalsfrakturen und Benzodiazepine

Fallbeispiel 2: Krankenhausaufenthalte aufgrund akuter gastrointestinalen Blutungen nach vorheriger Medikation mit nichtsteroidalen Antirheumatika

Ein zweites Beispiel (Tabelle 1b) stellt die Diagnose-Wirkstoff-Kombinationen einer akuten gastrointestinalen Blutung (z. B. ICD-Code K92.0) in Kombination mit einem nichtsteroidalen Antirheumatikum (NSAID, z. B. Ibuprofen oder Diclofenac) dar. Bei den akuten gastrointestinalen Blutungen wurden 850 Krankenhausfälle im Datensatz gefunden. Hier hätte FORTA-EPI bei 19 % der Patienten einen FORTA-Score aufgrund eines nichtsteroidalen Antirheumatikums maximal 90 Tage vor dem Krankenhausaufenthalt angezeigt und den Ersatz dieser altersuntauglichen Substanz durch ein altersverträglicheres Schmerzmittel vorgeschlagen, das keine Blutungen auslöst (Metamizol).

Akute gastrointestinale Blutung

Krankenhausfälle
gesamt

davon bei Patienten mit FORTA-Score NSAID (<90 Tage vor KH-Einweisung)

Potenzial bzgl. Vermeidbarkeit

davon im Folgejahr verstorben

850

157

19 %

37 (24 %)

Tabelle 1b: Zusammenhänge: akute gastrointestinale Blutungen und nichtsteroidale Antirheumatika (NSAID)

Wenn man die Fallzahlen auf die Bevölkerungszahlen in Deutschland ab 65 Jahren hochrechnet und die GKV-Jahresgesamtkosten des jeweiligen Folgejahres ab dem Start des Krankenhausaufenthaltes für die tendenziell vermeidbaren Fälle berechnet, wird die gesundheitsökonomische Bedeutung dieser beiden Fallsituation deutlich. So kommen wir im Ergebnis auf ein Volumen von 75,2 Mio. € Jahresgesamtkosten für die Schenkelhalsfrakturen nach Benzodiazepin und auf ein Volumen von 230,9 Mio. € Jahresgesamtkosten für die gastrointestinalen Blutungen nach NSAID. Nicht alle dieser Kosten wären vermeidbar gewesen, da die Patienten in diesem Alter auch sicherlich andere Erkrankungen gehabt haben und wir keine Detailanalyse der jeweiligen Kostenanlässe vorgenommen haben. Auf der anderen Seite ist damit zu rechnen, dass sowohl Schenkelhalsfrakturen als auch gastrointestinale Blutungen nicht nur in dem einen Jahr des Krankenhausaufenthaltes, sondern bei Überleben (27 % sind bereits im Folgejahr verstorben) auch noch in den Folgejahren weitere Zusatzkosten verursacht haben werden.