Das ukrainische Gesundheitssystem hat sich seit 1990 von dem klassischen krankenhausbasierten Systems des Sovietischen Semaschko-Models schrittweise in ein dezentrales Versorgungssystem mit Schwerpunkt auf der Primärversorgung gewandelt. Wir arbeiteten seit 2002 an dem Reformprozess mit, zum einen durch die Einführung von evidenzbasierter Medizin zunächst in der Neugeborenenmedizin und Geburtshilfe und zum anderen durch die Implementierung kontinuierlicher Verbesserungsmaßnahmen (CQI). Die Arbeiten wurden in Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Gesundheitsministerium, den regionalen Gesundheitsverwaltungen, lokalen Krankenhäusern sowie der Mohyla school of public health und anderen Akteuren umgesetzt.
In den letzten Jahren hat der Transformationsprozess zugelegt. 2017 führte die Ukraine einen National Health Service (NHSU) nach britischem Vorbild ein. Die Primärversorgung wurde gleichzeitig auf die Ebene der Municipalities heruntergebrochen. Primärversorgungsteams in Gesundheitszentren oder in Einzelpraxen sind seitdem durch den NHSU akkreditiert. Seit 2018 hat der NHSU 38 medizinische Leistungspakete definiert. Die Gesundheitsausgaben sind dabei auf fünf Prozent des GDP gestiegen – eines der niedrigsten Gesundheitsbudgets in Europa. Zirka 80 Prozent aller Sterbefälle gehen derzeit auf chronische Erkrankungen zurück.