Selbstmanagement-Kurse für Chroniker starten
Gesundes Kinzigtal bietet Chronikern und deren Angehörigen ein Selbstmanagement-Programm an, das ihre Therapie sinnvoll ergänzen soll. Das Selbstmanagement-Programm findet im Rahmen der „Initiative für Selbstmanagement und aktives Leben“ (INSEA) statt und wird durch die Robert-Bosch-Stiftung und die Barmer GEK gefördert. Im Kinzigtal wird erstmals die Umsetzung des Programms unter den Bedingungen einer Integrierten Versorgung erprobt.
Zentrales Element des Programms sind Selbstmanagement-Kurse. Deren Inhalte und Aufbau orientieren sich an dem Chronic Disease Self-Management Program (CDSMP) der US-amerikanischen Universität Stanford, das von der Schweizer Careum-Stiftung in deutschsprachige europäische Länder übertragen wurde. Die Kurse sind krankheitsübergreifend für jeweils gut ein Dutzend Personen konzipiert. Sie finden über einen Zeitraum von sechs Wochen einmal wöchentlich statt. Auf der Grundlage eines Handbuches werden vielfältige Inhalte zu Ernährung, Bewegung und Entspannung vermittelt. Die Teilnehmer erarbeiten in jeder Kurssitzung für sich einen Handlungsplan, der ihnen hilft, eigene Ziele in kleinen Schritten zu erreichen. Beispielsweise können sie Gespräche über ihre Erkrankung mit Angehörigen oder Arbeitskollegen trainieren, oder sie lernen für sich, Bewegung oder eine spezielle Ernährung besser in ihren Alltag zu integrieren. Der erste Selbstmanagement-Kurs startete am 26. Februar in Hausach, an dem acht Frauen mit unterschiedlichen chronischen Krankheiten wie Diabetes, Schlaganfall, Hypertonie oder Depressionen teilnahmen. Gesundes Kinzigtal wird insgesamt 18 Kurse anbieten. Die Kurse sind für die Teilnehmer kostenlos und es kann jeder teilnehmen, unabhängig von der Art seiner Versicherung.
Geleitet wird jede Gruppe von zwei Kursleitern: einer professionellen Fachkraft, beispielsweise einer Medizinischen Fachangestellten, und einer Person, die direkt oder indirekt von einer chronischen Erkrankung betroffen ist. Der Ansatz, neben Fachkräften auch Gleichbetroffene, so genannte Peers, in die Kursleitung einzubeziehen, stellt eine wichtige Innovation in der Versorgung von Chronikern dar. Kursleiter im Kinzigtal kann werden, wer eine viertägige Weiterbildung erfolgreich absolviert hat.
Internationale Studien belegen den mehrdimensionalen Nutzen des CDSM-Programms: Dieses verbessert das Gesundheitsverhalten der Teilnehmer, deren Umgang mit Krankheitssymptomen und die Kommunikation mit Leistungserbringern. Das Programm wirkt sich auch positiv auf Gesundheitsindikatoren wie Selbsteinschätzung oder Lebensqualität aus und führt zu einem Sinken der Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen, beispielsweise Krankenhauseinweisungen, und Gesundheitskosten.
Das Selbstmanagement-Programm im Kinzigtal wird evaluiert durch die Medizinische Hochschule Hannover, die jeden Teilnehmer vor und nach dem Kurs umfassend schriftlich befragt. Sollten die Evaluation des Selbstmanagement-Programms und die Erfahrungen, die die Ärzte und die Managementgesellschaft im Kinzigtal in den kommenden drei Jahren sammeln werden, ebenfalls einen positiven Nutzen für Patienten und Leistungserbringer bestätigen, sollen die Kurse fester Bestandteil der Versorgungsleistung für chronisch kranke Menschen im Kinzigtal werden.