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22. Februar 2013

OptiMedium Februar 2013

Topthemen: Abschlussbericht der Böll-Kommission und wie man Netzwerke mit dem Versorgungscockpit effektiv steuern kann.


Böll-Kommission legt Abschlussbericht vor

Ralf Fücks„Das heutige Gesundheitssystem belohnt nicht den klugen Ressourceneinsatz, vielmehr ist es geprägt durch Fehlanreize“, mit diesen Worten eröffnete Ralf Fücks, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, die Fachtagung „Wie geht es uns morgen?“. Auf dieser wurden die Ergebnisse der überparteilichen Fachkommission für Gesundheitspolitik, die die Böll-Stiftung vor einem Jahr ins Leben rief, vorgestellt. Helmut Hildebrandt, einer der beiden Co-Vorsitzenden der Kommission, legte dar, welche Empfehlungen diese für eine Wettbewerbsordnung, die Gesundheit stiftende Leistungen belohnt und ökonomische Fehlanreize zur Leistungs- und Mengenausweitung minimiert, erarbeitet hatte. „Die Anreiz- und Vergütungssysteme sollen sich an der Versorgungsqualität und dem Gesundheitsnutzen für die Versicherten orientieren“, betonte Hildebrandt in seiner Präsentation.Helmut Hildebrandt

Die Empfehlungen der Kommission lauten u.a.:

  • Die Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds sollen nicht nur Alter, Geschlecht und Morbidität, sondern auch die soziale Struktur der Versichertengemeinschaft einer Kasse berücksichtigen. Erfolgreiche (Sekundär-)prävention soll entgegen der negativen bisherigen Fehlanreize positiv belohnt werden.
  • Versicherte sollen einen gesetzlichen Informationsanspruch erhalten, welches Krankenhaus, welcher Arzt und welche Krankenkasse ihnen die qualitativ beste Versorgung mit den besten Gesundheitsergebnissen bietet. Dazu sollen Krankenkassen in einen Benchmarkvergleich gestellt werden, der sie in ihrem Erfolg in der Verbesserung des Gesundheitsstatus ihrer Population misst (Adjustierung vorausgesetzt).
  • In regionalen Gesundheitsnetzen mit einer Budgetmitverantwortung sollen Anbieter von Gesundheitsleistungen eng zusammenarbeiten und gemeinsam die Versorgung der ansässigen Bevölkerung verbessern. Ein Forschungs- und Entwicklungsbudget aus Mitteln des Gesundheitsfonds zur Ausschreibung für vergleichende Versorgungsforschung und Entwicklung von neuen medizinischen wie pflegerischen Versorgungsformen soll eingerichtet werden.
  • Die Vergütungssysteme sollen weiterentwickelt werden. Aktuelle Fehlanreize, die eine übermäßige Mengenproduktion statt einer richtigen Indikation belohnen, sollen herausgenommen werden. Ergebnisqualität in Form von Gesundheitsoutcome soll belohnt werden.
  • Versicherte und Patienten sollen mehr Mitsprachemöglichkeiten erhalten. So sollen Patientenverbände und Selbsthilfezusammenschlüsse mit eigenen Listen zu den Sozialwahlen antreten können. Letztere dürfen nicht mehr durch sog. „Friedenswahlen“ ausgeschlossen werden.
  • Die starke Arztzentrierung des deutschen Gesundheitswesens soll überwunden werden. Gesundheitsversorgung soll künftig stärker im Team erfolgen, die unterschiedlichen Gesundheitsberufe auf Augenhöhe miteinander kooperieren. Dazu seien Veränderungen u.a. in den Ausbildungsgängen und dem Berufsrecht erforderlich.

Diskussionsrunde Böll-StiftungAn der Fachtagung nahmen renommierte Experten aus Gesundheitswesen und -politik wie Prof. Ferdinand Gerlach (SVR), Prof. Karl Lauterbach (MdB), Biggi Bender (MdB) und Prof. Gerd Glaeske, Prof. Jürgen Wasem und Prof. Wolfgang Hoffmann teil. Der Einladung der Böll-Stiftung waren über 250 Gäste aus dem Gesundheitswesen gefolgt. In mehreren Workshops wurden die einzelnen Empfehlungen weitergehend vorgestellt und diskutiert.

Die Kurz- und Langfassung des Kommissionsberichts können Sie hier herunterladen.

Einen Film über die Fachtagung „Wie geht es uns morgen?“ können Sie hier sehen.

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