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22. Februar 2013

OptiMedium Februar 2013

Topthemen: Abschlussbericht der Böll-Kommission und wie man Netzwerke mit dem Versorgungscockpit effektiv steuern kann.


Netzwerke effektiv steuern mit dem Versorgungscockpit

Die Steuerung von Netzwerken im Gesundheitssystem und insbesondere in der Integrierten Versorgung ist komplex. Entscheidend ist, zeitgleich und -nah verschiedene Versorgungsfelder zu überblicken und schnell und effektiv eingreifen zu können. Die OptiMedis AG hat im Kinzigtal ein Versorgungscockpit für Arztpraxen mit einem Balanced-Scorecard (BSC)-Ansatz implementiert. Wie ein solcher Ansatz in die Managementpraxis eines Netzwerkes integriert werden kann und welche Herausforderungen es gibt, wurde von uns in der Ausgabe 01-02/2013 von Monitor Versorgungsforschung ausführlich beschrieben.

Eine Besonderheit in Gesundes Kinzigtal ist, dass die Managementgesellschaft die ökonomische und medizinische Mitverantwortung für alle Indikationen und Leistungsbereiche für die 31.000 Versicherten der beiden Krankenkassen, die in der PLZ-Region Kinzigtal wohnen, übernimmt. Um die Versorgung zu steuern und die Effektivität der Krankheitsmanagement- und Präventionsprogramme im Blick zu haben, wird ein regelmäßiges Controlling durchgeführt – unter anderem durch das Versorgungscockpit. Als Datenbasis dienen die Routinedaten der kooperierenden Krankenkassen sowie Abrechnungs- und medizinische Daten zu IV-spezifischen Sonderleistungen, die von der Geschäftsstelle erhoben werden.

Das Versorgungscockpit ist in drei hierarchische Ebenen gegliedert:

  1. Struktur – Wie sieht die Zielgruppe aus und wie wird diese erreicht (Lernen und Innovation, Patientenstruktur)
  2. Prozess – Worin müssen wir hervorragend sein ( Verbesserung Arzneimittel-Management, Inanspruchnahme-Verhalten, Verbesserung Diagnosequalität)
  3. Ergebnis – Wie wirken Maßnahmen auf medizinische, versichertenbezogene und finanzielle Outcomes

Zu den drei Ebenen werden Kennzahlen definiert und laufend angepasst. So wird z.B. für die strukturelle Qualität die absolute Anzahl an Stunden pro Quartal für die Mitarbeit in Qualitätszirkeln gemessen, auf der Prozessebene gilt als Indikator der Anteil von Patienten ab 65 Jahren mit potenziell inadäquaten Arzneimittel-Verordnungen und als Ergebnisindikator die Verringerung der Frakturhäufigkeit auf Osteoporose-Risikopatienten.

Im Versorgungscockpit wird nicht nur die zeitliche Entwicklung der jeweiligen Praxis dargestellt. Die Werte der eigenen Praxis werden auch mit dem Durchschnitt der Leistungspartner und Nicht-Leistungspartner des gleichen Fachgebiets verglichen. Die einzelnen Praxen werden in einem Ranking pseudonymisiert gelistet. Nur die Werte der eigenen Praxis und die der beiden Praxen, die das beste Ergebnis erzielt haben, sind ersichtlich. Ergänzt werden die jeweiligen Kennzahlen des Versorgungscockpits durch Detailberichte: Für den Indikator Anteil Patienten über 65 Jahre mit potenziell inadäquater Medikation können z.B. neben dem Rang im Vergleich und der absoluten Anzahl an Verordnungen auch die am häufigsten verordneten, möglicherweise unangemessenen Wirkstoffe inklusive Empfehlungen zu potenzieller Substitution eingeblendet werden.

Versorgungscockpit

Das Versorgungscockpit ist nur ein Teil des vollständigen BSC-Ansatzes von Gesundes Kinzigtal. Auch das Netzmanagement kann die BSC nutzen – sowohl zur internen strategischen Steuerung als auch gegenüber ihren Vertragspartnern zur Legitimation.

Die Arbeit im Kinzigtal hat auch gezeigt, welche Herausforderungen es zu meistern gilt. Ein schnelles Feedback ist oft nicht möglich, weil die GKV-Routinedaten der Praxen und ihrer Patienten erst mit Verspätung zur Verfügung gestellt werden können. Außerdem erfordert die zentrale Patientenakte, aus der die Daten ebenfalls genutzt werden, laufende Investitionen in die IT-Infrastruktur.

Die Umsetzung des Versorgungscockpits in anderen Netzwerken ist möglich. Dabei sind nicht nur (daten-)technische Fragen zu berücksichtigen, sondern auch die Kooperationskultur des Netzes, das kooperativ und nicht hierarchisch organisiert sein sollte. Neue Herangehensweisen lassen sich nur dann umsetzen, wenn sie gemeinsam und auf Augenhöhe entwickelt werden.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Alexander Pimperl, Bereichsleiter Controlling und IT (a.pimperl@optimedis.de).

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