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20. Juli 2015

OptiMedium Juli 2015

In dieser Ausgabe des OptiMediums beschäftigen wir uns schwerpunktmäßig mit der Frage nach der Finanzierung innovativer Versorgungskonzepte - z. B. durch Förderprogramme. Außerdem: "Erste Ergebnisse zur gesundheitsfördernden Stadtteilentwicklung in Hamburg" und "„Psychotherapie Akut“ verhindert Krankenhausaufenthalte".


Hamburg: Erste Ergebnisse zur gesundheitsfördernden Stadtteilentwicklung

Fachgespräch Billstedt HornDie Teilnehmer beim Fachgespräch zur Gesundheitsversorgung in Billstedt und Horn.Die OptiMedis AG hat ein erstes Zwischenergebnis zu dem Gesundheitsstatus und den Versorgungsstrukturen in den beiden Hamburger Stadtteilen Billstedt und Horn vorgelegt. Die Analyse – die sowohl auf Sekundärdaten als auch auf Interviews mit aktiven Stadtteilakteuren basiert – ist Teil eines Entwicklungs- und Handlungskonzeptes zur gesundheitsfördernden Stadtteilentwicklung in beiden Stadtteilen, das durch die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz in Hamburg gefördert wird. Die AOK Rheinland/Hamburg und der NAV-Virchowbund unterstützen das Projekt. Wir berichteten in der Novemberausgabe des OptiMediums.

Projektleiter Alexander Fischer präsentierte Anfang Juli die ersten Analyseergebnisse im Rahmen eines Fachgespräches, an dem über 40 Stadtteilakteure aus den Bereichen Gesundheit, Bildung und Soziales teilnahmen. Danach gehören Billstedt und Horn zu den Stadtteilen mit den größten sozialen Belastungen in Hamburg, was für die Gesundheitsversorgung zunehmend zur Herausforderung wird. Es gibt eine höhere Krankheitslast als in Hamburg gesamt und die Betreuung der Patienten kostet aufgrund unterschiedlicher Kulturen und Sprachbarrieren sehr viel Zeit. Zudem wird ein Mangel an Fachärzten in Billstedt und Horn festgestellt. Durch die hohe Anzahl an Neubürgern wird sich die Situation weiter verschärfen.

Zusammenhang zwischen sozialem und Gesundheitsstatus

Deutlich wird, dass es teilweise erhebliche regionale Unterschiede hinsichtlich Gesundheitsstatus und den ambulanten Versorgungsstrukturen innerhalb Hamburgs gibt. So leiden die Bewohner von Billstedt und Horn verglichen mit Hamburg gesamt sehr viel häufiger an Volkskrankheiten wie Demenz, Herzinsuffizienz, Depressionen, Diabetes mellitus, Adipositas und Hypertonie. Zudem erkranken sie auch früher daran als die Bewohner anderer Stadtteile. Dies führt zu höheren Kosten bei den Krankenkassen. Die befragten Ärzte sehen die Gründe hierfür vor allem in der sozialen Situation der Bewohner. Diese beeinflusse das Gesundheits- und Risikoverhalten, die Selbstfürsorge, die Gesundheitskompetenz und die Bereitschaft zur Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen und zur Vorsorge; auch auf die Gesundheit und Entwicklung der Kinder hat die soziale Lage einen massiven Einfluss, berichteten die befragten Ärzte aus den Stadtteilen.

In Billstedt und Horn leben sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund. Im Durchschnitt hat etwa jeder zweiteEinwohner von Billstedt und Horn einen Migrationshintergrund. In ganz Hamburg sind es dagegen etwa 30,0 %, in Deutschland 19,0 %. Die in den Interviews befragten Ärzte beobachteten, dass in Billstedt und Horn lebende Migranten aufgrund von Sprachbarrieren entweder zu einem Arzt gingen, der sie versteht, oder aber gar nicht zum Arzt gingen. Letzteres begünstige die Chronifizierung von Krankheiten.

Die Analyse zeigt auch, dass das Angebot in der ambulanten Versorgung in Billstedt und Horn geringer ist als in Hamburg gesamt. Im Vergleich mit dem gesamten Hamburger Stadtgebiet gibt es weniger Psychotherapeuten, Nervenärzte, Chirurgen, Augen- und Kinderärzte in Billstedt und Horn. Daher wird der Grundsatz „ambulant vor stationär“ nach Angaben der befragten Ärzte nicht immer eingehalten. Wegen langer Wartezeiten auf einen Behandlungstermin beim Arzt suchten die Stadtteilbewohner häufiger direkt ein Krankenhaus auf.

Strategien für gesundheitsfördernde Stadtteilentwicklung bis Herbst

Auf der Grundlage der Analyseergebnisse werden bis zum Herbst 2015 Handlungsfelder identifiziert und Strategien für eine bessere Versorgung der Bevölkerung in den beiden Stadtteilen erstellt. Mittelfristiges Ziel der OptiMedis AG ist, eine integrierte und gesundheitsfördernde Versorgung für die unterschiedlichen Milieus in den beiden Stadtteilen zu etablieren. Dazu sollen auch möglichst viele lokale Akteure aus verschiedenen Bereichen des sozialen Lebens einbezogen werden. Neben der Gründung eines Praxisnetzes ist die Zusammenarbeit mit den sozialen Einrichtungen, den lokalen Geschäftsleuten, den Krankenkassen und den Ämtern von besonderer Bedeutung. Denn es wird – das zeigen die Analysen bereits heute – nicht nur um die medizinische Versorgung, sondern auch um die Gestaltung von Lebensbedingungen und die Veränderung von Verhalten im Sinne eines Public Health-Ansatzes gehen müssen.