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29. Juli 2016

OptiMedium Juli 2016

Was hat es mit dem amerikanischen Konzept der Open Notes auf sich? Wie können sozial benachteiligte Großstadt-Regionen von einer Integrierten Versorgung profitieren? Welche Erfahrungen aus der Industrie lassen sich auf das Gesundheitswesen übertragen? Und welche Erkenntnisse brachte unser Parlamentarischer Abend in Berlin?


Hamburger Projekt INVEST bewirbt sich für den Innovationsfonds

Das Projekt INVEST[1] Billstedt/Horn will die gesundheitlichen Chancen der Bevölkerung in zwei sozial benachteiligten Hamburger Stadtteilen verbessern. Um dieses Ziel zu erreichen, soll in den Stadtteilen Billstedt und Horn, in denen 108.000 Menschen leben, ein neues patientenorientiertes und sektorenübergreifendes Versorgungsmodell aufgebaut werden. Die Gesundheitsversorgung soll neu organisiert, der öffentliche Gesundheitsdienst integriert und der medizinische und soziale Sektor vernetzt werden.

Der Einsatz von modernen digitalen Kommunikationskanälen zwischen den Ärzten sowie zwischen dem Arzt und seinen Patienten soll beispielsweise die Arzneimitteltherapie unterstützen und Falschmedikationen oder Überdosierung vermeiden. Auch soll der Zugang zu besonderen Leistungen, wie etwa einer Gesundheitsberatung, künftig erleichtert werden.

Die OptiMedis AG hat im letzten Jahr die soziale und gesundheitliche Situation in den beiden Stadtteilen analysiert und auf dieser Grundlage ein Entwicklungs- und Handlungskonzept erstellt. Das Konzept wurde finanziell von der Hamburger Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz gefördert und bildet die inhaltliche Grundlage für den Antrag beim Innovationsfonds. Die Analyse hat beispielsweise gezeigt, dass die Bevölkerung in den Stadtteilen Billstedt und Horn früher und häufiger an chronischen Krankheiten wie Diabetes, COPD oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen erkrankt und auch früher stirbt. „Die Bevölkerung in Billstedt und Horn hat aufgrund der sozioökonomischen Bedingungen schlechtere Lebens- und Gesundheitschancen als die übrige Hamburger Bevölkerung“, erläutert Alexander Fischer, Leiter des Projektes bei der OptiMedis AG. „So leben in diesen Stadtteilen im Hamburger Vergleich überdurchschnittlich viele Empfänger von Sozialleistungen, Migranten, Menschen mit niedrigen Schulabschlüssen und Alleinerziehende.“

Die regionale Managementgesellschaft Gesundheit für Billstedt/Horn UG (haftungsbeschränkt), deren weitere Gesellschafter das Ärztenetz Billstedt-Horn e. V., die SKH Stadtteilklinik Hamburg GmbH und der NAV Virchow-Bund e. V. sind, hat jetzt einen Antrag beim Innovationsfonds nach § 92a Abs. 1 SGB V für das INVEST-Projekt gestellt. Mit den Fördermitteln aus dem Innovationsfonds will man das neue sektorenübergreifende Versorgungsmodell für die ersten drei Jahre finanzieren und so die Grundlagen für neue Versorgungsstrukturen und -prozesse in den beiden Stadtteilen schaffen. Die Entscheidung durch den Innovationsfonds wird bis Ende des Jahres erwartet. „Die von uns gegründete regionale Managementgesellschaft ist bereits eine unabdingbare Strukturinnovation. Diese wird dazu beitragen, dass das sektorenübergreifende Versorgungsmodell in Billstedt und Horn zügig umgesetzt werden kann“, unterstreicht Dr. h.c. Helmut Hildebrandt, Vorstand der OptiMedis AG und Geschäftsführer der Gesundheit für Billstedt/Horn.

Der Antrag beim Innovationsausschuss wird von einem breiten Bündnis aus Krankenkassen, Wissenschaft, Politik, Leistungserbringern und Verbänden aus Hamburg unterstützt. Die Hamburger Landeskonferenz Versorgung – das Gemeinsame Landesgremium nach § 90a SGB V – hat dieses Projekt einstimmig für den Innovationsfonds empfohlen, wie die Pressestelle des Senats am 17.06.2016 mitteilte.

Auf Seiten der Krankenkassen sind die AOK Rheinland/Hamburg und der Hamburger Landesverband der BARMER GEK Konsortialpartner des INVEST-Projektes; weitere Kassen wie die Techniker Krankenkasse und die DAK-Gesundheit beabsichtigen, sich dem Projekt anzuschließen, sofern das Projekt durch den Innovationsfonds gefördert wird. Matthias Mohrmann, Mitglied des Vorstandes der AOK Rheinland/Hamburg, benennt die Motive seiner Krankenkasse: „Wir begleiten das Projekt seit zwei Jahren aktiv, indem wir Mitarbeiter und Daten bereitstellen. Von der Projektfinanzierung durch den Innovationsfonds versprechen wir uns, die Versorgungs- und Bedarfslücken für unsere Versicherten in den beiden Stadtteilen zu schließen.“

Die AOK Rheinland/Hamburg hat zudem im Juni einen Integrierten Versorgungsvertrag (IV) mit der regionalen Managementgesellschaft Gesundheit für Billstedt/Horn geschlossen. „Mit dem IV-Vertrag signalisieren wir, dass das neue sektorenübergreifende Versorgungsmodell aus unserer Sicht das Potenzial hat, dauerhaft in die Versorgung aufgenommen zu werden“, sagt Matthias Mohrmann. Dieser Vertrag bildet die rechtliche Grundlage, das vorliegende Konzept strukturell und finanziell umzusetzen. So werden hier die jeweiligen Aufgaben der Partner beschrieben und geregelt. „Der Vertrag tritt in Kraft, wenn eine Förderung durch den Innovationsfonds erfolgt“, erläutert er. Helmut Hildebrandt betont: „Wir wollen mit der AOK unser erprobtes IV-Modell weiterentwickeln und in einer Großstadt umsetzen.“

[1] INVEST steht für für INtegrierte gesundheitliche VollVErsorgung in deprivierten großSTädtischen Regionen