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31. Juli 2018

OptiMedium Juli 2018

In dieser Ausgabe lesen Sie u. a. einen Gastbeitrag von Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks. In Nordhessen startet aktuell der Aufbau eines weiteren Gesundheitsnetzwerks nach dem OptiMedis-Modell, es wurden weitere spannende Projekte beim Innovationsfonds eingereicht und OptiMedis stellt ein neues 5-Punkte-Sofortgramm für die Politik für eine patientenzentrierten integrierten Versorgung vor.


Neues von OptiMedis

Zukunftsklänge-Konferenz: Digitales, patienten- und teamorientiertes Arbeiten bestimmt die Gesundheitsversorgung der Zukunft

ZK 2Das Vorstandsteam von OptiMedis bei der Begrüßung zur Konferenz.Gemeinsam mit Praktikern der Gegenwart und der Zukunft Lösungsansätze entwickeln und Veränderungen vorantreiben – das war die Idee der interaktiven Zukunftsklänge-Konferenz am 29. Juni 2018 mit dem Titel „Menschlich. Im Team. Digital. Wie wollen wir morgen arbeiten?“ (Programm). Zu dem besonderen Format hatte OptiMedis in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Netzwerk für Versorgungsforschung (HAM-NET) Ärzte und MFA, Pflegekräfte, Wissenschaftler, Patienten- und Krankenkassenvertreter und auch Studierende der Medizin sowie weiterer Fachgruppen eingeladen, die für die Zukunft der Versorgung verantwortlich sein werden.

Dr. h. c. Helmut Hildebrandt sagte zur Begrüßung: „Wir wollen unsere Utopien diskutieren, unsere Wünsche an eine Verbindung von Gesundheitsförderung und Gesundheitsversorgung. Wir wollen unsere eigene Lösung für uns als Akteure im Gesundheitssystem wie aber auch als heutige Patienten im System – oder auch als Patienten in den nächsten Jahren – entwickeln.“ZK 1Dr. h. c. Helmut Hildebrandt dankte vor Beginn des Benefizkonzertes allen Freunden und Partnern für ihre Spendenbereitschaft.

Der Tag begann mit einem fantastischen Event, das für Begeisterung sorgte: Fast alle Teilnehmer der Konferenz kamen zum Benefizkonzert des Weltärzteorchesters, zusammengesetzt aus rund 100 Ärztinnen und Ärzten verschiedenster Nationen, in die Elbphilharmonie. OptiMedis hatte schon vorab ein großes Kartenkontingent für das sofort ausverkaufte Konzert reserviert, um ihren Partnern die Möglichkeit zu geben, daran teilzunehmen und gleichzeitig für die Kroschke Kinderstiftung und das Projekt “Herzbrücke” der Albertinen-Stiftung Hamburg zu spenden. Helmut Hildebrandt hatte die Gelegenheit als Vertreter von „OptiMedis and friends“ einige Worte an das Publikum zu richten.

Paradigmenwechsel überfällig: Fokus auf Gesundheit statt auf Krankheit

Die Konferenz startete nach der Begrüßung mit einer Keynote des bekannten Zukunftsforschers Matthias Horx, der auch moderierte. Er stellte unter anderem dar, dass Gesundheit heute sehr viel mehr sei als ZK 3Zukunftsforscher Matthias Horx führte nach einer Keynote als Moderator durch die Veranstaltung.nur die Abwesenheit von Krankheit. So sei besonders die Einsamkeit ein unterschätzter Faktor in der heutigen Zeit: „Menschliche Isolation führt zu einer ganzen Kaskade von Problematiken, die auf die Gesundheit Einfluss haben.“ Für ein Gesundheitssystem der Zukunft sei es wichtig, auch die angrenzenden Systeme wie die Arbeitswelt oder Bildungsfragen mit zu beachten. Denn jedes System sei mit anderen Systemen vernetzt.

Daran anschließend konnte das Publikum in einer Online-Umfrage abstimmen, welche Ursachen den stärksten Einfluss darauf haben, dass das heutige Gesundheitssystem so sehr auf Krankheit und so wenig auf Gesundheit fokussiert. Aus Sicht vieler ist hier entscheidend: Dass der Fokus der Vergütung auf Leistungen und nicht auf Ergebnissen liegt. Dass der Einfluss kommerzieller Interessen auf die Krankenbehandlung eine große Rolle spielt. Und dass der ständige Zeitdruck ein Problem ist.

Versorgung muss patienten- und teamorientiert gestaltet sein

ZK 4Matthias Horx im Gespräch mit Dr. Christian Daxer, Maryam Madanian, Matthias Mohrmann und Kerstin Hagemann (v.l.n.r.).

Bei der Diskussionsrunde „Was wir ändern wollen und was wir dafür brauchen“ diskutierten Dr. med. Christian Daxer, Ärztlicher Beirat Gesundes Kinzigtal, Kerstin Hagemann, Geschäftsführerin Patienten-Initiative e.V., Maryam Madanian, Gesundheitsfachkraft im Gesundheitskiosk der Gesundheit für Billstedt/Horn UG und Matthias Mohrmann, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg. Die Versorgung müsse MIT den Patienten verbessert werden und deren Vertretung professionalisiert werden, sagte Kerstin Hagemann. Ehrenämter zur Wahrung der Interessen der Patienten reichten hier nicht aus. Auch Christian Daxer betonte: „Die Patienten brauchen mehr Möglichkeiten zur Mitentscheidung und müssen stärker einbezogen werden. Die eigene Aktivität der Patienten wird immer noch unterschätzt.“

Matthias Mohrmann erklärte, warum die AOK sich gerade in dem Gesundheitsnetzwerk Gesundheit für Billstedt/Horn engagiere: „Die Gesundheitskompetenz muss vor allem dort eingesetzt werden, wo sie nötig ist.“ Und das sei in Hamburg Billstedt/Horn sehr viel mehr der Fall als z. B. in Blankenese. Maryam Madanian pflichtete bei: „Armut und soziale Probleme dürfen keine Ursachen für Krankheit mehr sein. Dazu brauchen wir ein Umdenken in den bestehenden Strukturen des Gesundheitssystems und die Bereitschaft aller beteiligten Akteure, sich gemeinsam dafür einzusetzen und voneinander zu lernen.“

Mediziner der Zukunft arbeiten flexibel, familienfreundlich und international

Ein besonderes Highlight war die Darstellung der drei Medizinstudierenden Julian Beier, Vanessa Ruan und Malte Schmieding: Sie zeigten anhand von fiktiven, persönlichen Zukunftsszenarios auf, wie die künftigen Arbeitsbedingungen und die Versorgung aussehen könnten. Zum einen, so ihre Schlussfolgerung, müsse ZK 5Die Medizinstudierenden Vanessa Ruan, Julian Beier und Malte Schmieding (v.l.n.r.) blickten in die Zukunft des Medizinerberufs.der Arztberuf flexibler, familienfreundlicher und internationaler werden. Leistungsbereitschaft dürfe nicht mehr aus einer Art Selbstaufopferung heraus entstehen, sondern über eine intrinsische Motivation. Zudem solle der Mediziner der Zukunft künftig als „Gleicher unter Gleichen“ Mitglied eines interprofessionellen Teams sein, dass sich gemeinsam für das Wohlergehen der Patienten einsetzt.

Die Studierenden hatten vor der Konferenz im März diesen Jahres an einer gemeinsamen „Zukunftswerkstatt“ des Bundesverbands der Medizinstudierenden in Deutschland e. V. und der Gesundes Kinzigtal GmbH teilgenommen. Mehr dazu hier.

Treiber und Hemmfaktoren für digitales, patienten- und teamorientiertes Arbeiten

In drei Arbeitsgruppen zu den Themen menschlich, im Team, digital wurden dann unter Leitung von Dr. phil. Dipl.-Psych. Isabelle Scholl, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Madlén Steinbrückner, Universität Greifswald, und Prof. Dr. Christiane Woopen, Universität zu Köln und Vorsitzende des Europäischen Ethikrats, zukunftsorientierte Lösungsansätze diskutiert. Grundlage war ein Thesenpapier mit „Treibern & Hemmfaktoren für patienten- und teamorientiertes ZK6Dr. Isabelle Scholl, Madlén Steinbrückner und Prof. Dr. Christiane Woopen (v.l.n.r.) leiteten als wissenschaftliche Chairs die Fokusgruppen der Konferenz.sowie digitales Arbeiten in der gesundheitlichen Versorgung“ (hier zum Download), das die Wissenschaftlerinnen im Voraus erarbeitet hatten.

Die Gruppe unter Leitung von Dr. Isabelle Scholl beschäftigte sich mit den Versorgungszielen im Bereich „Menschlichkeit“. Dabei wurde deutlich, dass die Orientierung am Menschen nicht monokausal ist, sondern ein ganzes Bündel an Maßnahmen notwendig ist, um diese zu realisieren. Z. B. müssten die Behandler in unterstützender Kommunikation geschult werden. Außerdem sollte die „Partizipative Entscheidungsfindung“ viel mehr genutzt werden.

In der von Madlén Steinbrückner geleiteten Gruppe zum Thema „Im Team“ ging es unter anderem darum, schon in der Ausbildung der beteiligten Professionen den Grundstein für eine gelingende kooperative Versorgung zu legen. Interprofessionelle und sektorenübergreifende Ausbildungsinhalte müssten verpflichtend umgesetzt werden, nicht nur in einzelnen Projekten. Außerdem müsse das sektorenübergreifende Arbeiten durch bessere Strukturen erleichtert werden.

Die Gruppe von Prof. Dr. Christiane Woopen diskutierte über Wege, wie die voranschreitende Digitalisierung eine evidenzbasierte, lernende und patientenorientierte Gesundheitsversorgung unterstützen und voranbringen kann. Eine elektronische Gesundheitsakte für Patienten zur Verbesserung von Informationsfluss und Transparenz war in den Augen der Teilnehmer ein wesentlicher Baustein. Aber auch evidenzbasierte Entscheidungsunterstützungssysteme für Leistungserbringer, qualitätsgestützte Gesundheitsinformationen für Patienten sowie die Einbindung von Patienten bereits in die Planung von Versorgungsprozessen wurden als wichtige Aspekte diskutiert.

Ilona Kickbusch: „Die Bürger werden das einfordern.“

ZK7Schlussbetrachtung mit Prof. Dr. Dr. Ilona Kickbusch, Lisa Leikeim und Prof. Dr. Matthias Schrappe (v.l.n.r.).In der Abschlussrunde betonte Prof. Dr. Dr. h. c. Ilona Kickbusch, Leiterin des Global Health Programme am Graduate Institute for International and Development Studies Genf und Aufsichtsrätin der OptiMedis AG, dass es eine gesundheitsförderliche Politik brauche sowie Umgebungen, in denen die Menschen die Chance haben, etwas für ihre Gesundheit zu tun. „Ich persönlich glaube, dass die Bürger das irgendwann einfordern werden.“

Für Prof. Dr. med. Matthias Schrappe, Lehrbeauftragter am Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie, Universität Köln, ist es entscheidend, dass System aus seiner Selbstfesselung zu befreien. Diese bestehe darin, dass jeder für sich im eigenen Sektor immer mehr optimieren und ökonomisieren wolle. „Das kann nicht gut gehen und es geht zu Lasten der Patienten und der Mitarbeiter.“ Wie es auch anders funktionieren kann, erkenne man an Lösungen wie im Kinzigtal oder in Billstedt-Horn – solche Konzepte deutschlandweit zu übertragen sei wünschenswert, so Schrappe.

Lisa Leikeim, Bundeskoordinatorin für Gesundheitspolitik bei der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd), Universität Mannheim, stellte die Sicht der Studierenden dar: „Wir können nur in einem System Ressourcen für die Patienten haben und menschlich handeln, wenn wir auch als Menschen entsprechend geachtet werden.“ Hierfür müssten sich die Arbeitsbedingungen und die Strukturen ändern

 

Weitere Informationen

Weitere Eindrücke und Inhalte der Veranstaltung finden Sie demnächst unter: www.optimedis.de/zukunftsklaenge