Böll-Stiftung setzt Gesundheitspolitische Kommission ein. Hildebrandt mit Co-Vorsitz betraut
Die Heinrich-Böll-Stiftung hat eine Kommission zur Reform des Gesundheitswesens eingesetzt. Die Wissenschaftler und Sachverständigen sollen bis Anfang 2013 Vorschläge für eine qualitativ hochwertige und wirtschaftliche Gesundheitsversorgung erarbeiten. „In der öffentlichen Diskussion über die Gesundheitspolitik dominieren die Finanzfragen. Für eine gute Gesundheitsversorgung ist eine nachhaltige Finanzierung zwar unverzichtbar, die Anreiz- und Versorgungsstrukturen sind aber ebenso wichtig“, betont Helmut Hildebrandt, einer der beiden Co-Vorsitzenden der Kommission.
Der demografische Wandel wird das deutsche Gesundheitswesen vor neue Herausforderungen stellen. Vor allem die Zunahme von chronisch und mehrfach erkrankten Personen erfordert neue Versorgungsstrukturen. Diese sollten die Kooperation zwischen den Sektoren und Gesundheitsberufen ebenso berücksichtigen wie die bessere Beteiligung der Versicherten und Patienten am Versorgungsprozess. Im deutschen Gesundheitswesen werden zudem vielfach Fehlanreize gesetzt. Nicht der nachhaltige Ressourceneinsatz oder ein verbesserter Gesundheitszustand der Bevölkerung wird honoriert, sondern die Mengenausweitung von Leistungen. „Die Gesundheitspolitik versucht, mit immer neuen Detailregulierungen gegen die Auswirkungen dieser Fehlanreize vorzugehen. Es bedarf aber einer grundlegenderen Reform des Gesundheitssystems, damit es mehr Gesundheit zu vertretbaren Kosten hervorbringt“, so der zweite Co-Vorsitzende Andreas Brandhorst, Gesundheitspolitischer Referent der GRÜNEN Bundestagsfraktion.
Die Vorschläge der Kommission sollen auch einen Beitrag zum Abbau ungleicher Gesundheitschancen zwischen den Geschlechtern, sozialen Schichten und ethnischen Gruppen leisten. „Versicherte und Patienten dürfen nicht auf ihre Rollen als Beitragszahler und Kunden reduziert werden, sondern sind als Produzenten ihrer eigenen Gesundheit und aktive Gesundheitsbürger ernst zu nehmen“, unterstreicht Hildebrandt. Für die Arbeit der Kommission sind insgesamt sechs Termine vorgesehen. Im September ist ein erster Zwischenbericht geplant, der mit weiteren Sachverständigen aus dem Gesundheitswesen und Gesundheitspolitikern diskutiert werden soll. Der Abschlussbericht soll im Februar 2013 der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Die Kommission besteht aus zwölf Experten aus dem Gesundheitswesen:
- Andreas Brandhorst, Referent Gesundheitspolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen (Vorsitz)
- Ulrike Hauffe, Bremer Landesbeauftragte für Frauen und Leiterin der Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Rechte der Frau
- Helmut Hildebrandt, Vorstand OptiMedis AG, Hamburg, und Geschäftsführer Gesundes Kinzigtal GmbH, Haslach (Vorsitz)
- Dr. Ilona Köster-Steinebach, Referentin für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen bei der Verbraucherzentrale Bundesverband
- Dr. Bernd Köppl, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Medizinischer Versorgungszentren e.V.
- Prof. Dr. Andrea Morgner-Miehlke, zuletzt Leiterin Netzwerke im Vorstand des Dresdner Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Lehrverpflichtungen an der Dresdner International University, der Medizinischen Fakultät der TU Dresden und der Bremer Apollon Hochschule
- Manfred Rompf, Geschäftsführer Personalmanagement bei den Vivantes–Kliniken, Berlin
- Dr. Almut Satrapa-Schill, Leiterin des Sonderbereichs Zukunftsfragen der Gesundheitsversorgung bei der Robert-Bosch-Stiftung, Stuttgart
- Prof. Dr. Jonas Schreyögg, Universität Hamburg, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Lehrstuhl für Management im Gesundheitswesen
- Dr. Johannes Thormählen, Vorstand der Gesellschaft für Wirtschaftlichkeit und Qualität bei Krankenkassen GWQ ServicePlus AG, Düsseldorf
- Dr. Christina Tophoven, Geschäftsführerin der Bundespsychotherapeutenkammer
- Prof. Dr. Jürgen Wasem, Lehrstuhl für Medizinmanagement an der Universität Duisburg/Essen