Seit der Gründung des Parkinson Netzwerke Deutschland e.V. (PND) hat sich viel bewegt: Immer mehr regionale Netzwerke entstehen und streben nach Professionalisierung. Dieses Engagement wurde beim 5. Parkinson-Netzwerk-Kongress am 22. und 23. November in Osnabrück deutlich sichtbar. Rund 300 Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis sowie Menschen mit Parkinson kamen zusammen, um unter dem Motto „Vom Underdog zum Trendsetter in der Neurologie“ zentrale Themen zu diskutieren. Im Fokus standen die Weiterentwicklung der Netzwerke, die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Kommunikation – sowohl innerhalb der einzelnen Netzwerke als auch zwischen ihnen. Alles mit dem Ziel, die Versorgung von Menschen mit Parkinson zu verbessern und ihre Lebensqualität zu erhöhen.
Integrierte Versorgung: Die Erfolge sind messbar
Warum dies so wichtig ist, machten Prof. Dr. Tobias Warnecke, Chefarzt der Neurologie am Klinikum Osnabrück, und Prof. Dr. Carsten Eggers, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Knappschaftskrankenhaus Bottrop, beide im Vorstand des PND, gleich zu Beginn deutlich: „Die Parkinson-Krankheit ist die neurologische Erkrankung mit dem schnellsten Anstieg der Patientenzahlen. Bis 2040 wird weltweit eine Verdopplung der Patientenzahlen erwartet.“
Gleichzeitig sei die Versorgungssituation herausfordernd: „Immer mehr Menschen mit Parkinson werden im Krankenhaus behandelt, da die ambulanten Strukturen oft nicht ausreichen“, betonte Eggers. Besonders im ländlichen Raum müssten Patient:innen oft weite Wege in Kauf nehmen. „Darauf müssen wir reagieren.“
Eggers wies auf die Bedeutung integrierter Versorgungsansätze hin, wie sie jetzt erstmals auch in der neuen Leitlinie zur Parkinson-Krankheit empfohlen werden. „Die Erfolge lassen sich messen. Studien zeigen, dass ein koordinierter Ansatz, bei dem ein interdisziplinäres Team zusammenarbeitet und jemand die Verantwortung übernimmt, die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessert“, erklärte er.
Die Arbeit des PND: Rückblick und Ausblick
Die Schwerpunkte des PND im vergangenen Jahr waren vielfältig und richtungsweisend, berichtete der Vorstand. So wurden die regionalen Netzwerke mit einem Starterkit und gezielten Beratungsangeboten, etwa zur Vertragsgestaltung, aktiv unterstützt. Gemeinsam mit der Hilde-Ulrichs-Stiftung und OptiMedis wurde der Parkinson-Lotse erfolgreich entwickelt und eingeführt. Parallel dazu startete die Entwicklung einer regionalen Online-Plattform für Netzwerkmitglieder und Parkinson-Betroffene in den Netzwerken Münsterland und Osnabrück. Dieses von der Franz-und-Ursula-Coppenrath-Stiftung geförderte Projekt soll künftig auch in anderen Netzwerken nach dem gleichen Muster umgesetzt werden – Details dazu folgen Anfang 2025. Ein weiterer Fokus lag auf dem bundesweiten Austausch von Erfahrungen unter den Versorgenden. Besonders intensivierte der PND die Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Parkinson-Fachkliniken.
Für die Zukunft der Netzwerke setzt der PND auf Skalierung und Innovation. 2025 will der Verein unter anderem finanzielle Erstattungsszenarien gemeinsam mit den Kostenträgern entwickeln, neue Netzwerke aufbauen, um eine flächendeckende Versorgung zu erreichen, und Qualitäts- sowie Zertifizierungskriterien weiter etablieren. Außerdem soll die Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen, Fachkliniken, Pflegekräften und Fachgesellschaften intensiviert und Parkinson Nurses stärker eingebunden werden.
Osnabrück wird zum Zentrum der Netzwerkarbeit
„Die Wahl des Austragungsortes fiel auf Osnabrück, weil dies unser Vereinssitz ist“, erklärte Warnecke. Das freute auch Katharina Pötter (CDU) Oberbürgermeisterin von Osnabrück. Sie kam gerne in die OsnabrückHalle, um die Teilnehmenden zu begrüßen. Der Netzwerkgedanke habe in der Stadt schon immer eine große Rolle gespielt und angesichts der hohen Zahl an Menschen mit Parkinson – in der Gesundheitsregion Osnabrück 9.000 – sei es enorm wichtig, die unterschiedlichen Fachrichtungen stärker miteinander zu vernetzen. Warnecke kündigte an, dass der Parkinson-Kongress im nächsten Jahr wieder in Osnabrück stattfinden werde, und zwar am 21. und 22. November 2025.