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20. Juli 2015

OptiMedium Juli 2015

In dieser Ausgabe des OptiMediums beschäftigen wir uns schwerpunktmäßig mit der Frage nach der Finanzierung innovativer Versorgungskonzepte - z. B. durch Förderprogramme. Außerdem: "Erste Ergebnisse zur gesundheitsfördernden Stadtteilentwicklung in Hamburg" und "„Psychotherapie Akut“ verhindert Krankenhausaufenthalte".


Jurriaan Pröpper: Das Interesse an populationsorientierten Verträgen in den Niederlanden ist groß

Im Jahr 2014 wurde das niederländische Pendant zur OptiMedis AG gegründet, die OptiMedis Nederland BV. Sie soll in verschiedenen niederländischen Regionen Integrierte Gesundheitsnetzwerke wie Gesundes Kinzigtal aufbauen. Der erste populationsorientierte Vertrag mit der Krankenkasse Achmea wurde schon geschlossen. Er gilt für COPD- und Asthma-Patienten in der 35.000 Einwohner zählenden Gemeinde Nijkerk.

Jurriaan PröpperJurriaan PröpperJurriaan Pröpper, Geschäftsführer OptiMedis Nederland BV, beantwortet im Interview mit dem OptiMedium, wie sich die Integrierte Versorgung in Nijkerk entwickelt und wie es in anderen Regionen vorangeht.

Was hat sich seit dem Start von OptiMedis Nederland in Nijkerk getan?

J. Pröpper: In Nijkerk kooperieren wir mit zwei regionalen Gesundheitszentren, die 95 % aller Leistungsanbieter inklusive der Außenstellen zweier Krankenhäuser umfassen. Gemeinsam haben wir einen populationsorientierten Vertrag entwickelt und mit der größten niederländischen Krankenkasse, Achmea, abgeschlossen. Er gilt für COPD- und Asthma-Patienten, hat eine Laufzeit von drei Jahren und schließt die Versorgung im ambulanten und stationären Bereich sowie Arzneimittel ein. Unser gemeinsames Ziel ist, den Gesundheitszustand der betroffenen Patienten durch verschiedene Interventionen zu verbessern und ihnen Krankenhausaufenthalte möglichst zu ersparen. Von den Einsparungen profitieren nicht nur die Krankenkassen, sondern auch die Patienten, da wir wiederum in Prävention, Innovationen und bessere Organisation in den Zentren investieren können. Der Vertrag in Nijkerk ist der erste dieser Art in den Niederlanden.

Besteht in anderen Regionen ebenfalls Interesse an populationsorientierter Versorgung?

J. Pröpper: Ja, das Interesse an Verträgen mit einem sektorenübergreifenden Ansatz, der die ganze Versorgungskette für eine Patientenpopulation integriert, und einem Einsparmodell ist groß. Ein Modell mit Komplexpauschalen pro Leistungserbringer pro Jahr halte ich dagegen für eine Sackgasse. Wir bieten eine Alternative an, die alle Partner verbindet und sich auf das gemeinsame Ziel konzentriert, den Gesundheitsstatus einer Population zu verbessern, die Versorgung intelligenter zu steuern und Kosten zu reduzieren. Dies ist aus meiner Sicht der Weg, das Gesundheitswesen bezahlbar und nachhaltig zu gestalten. Gerade erst kürzlich hatten wir Workshops zum einen mit Vertretern von zahlreichen Ärztezusammenschlüssen und zum anderen mit Krankenhausvertretern. Von der Leistungserbringerseite ist das Interesse an unserem Ansatz enorm.

Was planen Sie für die Zukunft?

J. Pröpper: Wir haben begonnen, den Ansatz auf andere Regionen zu übertragen. In der Stadt Nieuwegein in der Provinz Utrecht erarbeiten wir gemeinsam mit vier Gesundheitszentren und dem renommierten Krankenhaus St. Antonius ein strukturiertes Behandlungsprogramm für die Versorgung von Patienten mit Herzfehlern, kardiovaskulären Erkrankungen und Diabetes. Gemeinsam können wir vieles verändern und die Hindernisse zwischen der Erst-und Zweitversorgung abbauen. Außerdem unterstützen wir „Vitaal Vechtdal“ in Hardenberg (vgl. http://www.vitaalvechtdal.nl/), die das Modell Gesundes Kinzigtal übernehmen möchten, aber bisher noch keinen Vertrag mit einer Krankenkasse dazu haben. In weiteren drei Regionen sind wir ebenfalls in der Vorbereitungsphase. Klar, es kostet viel Zeit und Anstrengung, alle Interessengruppen an Bord zu bekommen, und die Finanzierung für die anfänglichen Entwicklungen zu bekommen, bis ein Vertrag dann startet. Aber wie schon gesagt, auf der Seite der Ärzteschaft ist die Bereitschaft sehr groß. Ein besonderer Vorteil ist in den Niederlanden das starke Interesse des Gesundheits- und des Finanzministeriums gerade angesichts der Debatte um die Einhaltung der Maastricht Kriterien der EU bzgl. der Staatsverschuldung.