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12. Dezember 2024

Rezension: Die Apotheke der Zukunft – Innovation, Digitalisierung und hybride Versorgung

Basierend auf dem Sammelband von David Matusiewicz (Hrsg.), „Apotheke der Zukunft: Innovation – Digitalisierung – Hybride Versorgung“.

Die Apotheke der Zukunft als „Tankstelle für Gesundheit“

„Die ‚Apotheke der Zukunft‘ wird sich im Zuge der digitalen Transformationsprozesse zukünftig in eine Art ‚Tankstelle für Gesundheit‘ verändern“, so die zentrale These von David Matusiewicz in seinem Sammelband Apotheke der Zukunft: Innovation – Digitalisierung – Hybride Versorgung. Mit der „Tankstelle“ greift er auf das Jahr 1888 zurück, als Bertha Benz auf ihrer Fernfahrt von Mannheim nach Pforzheim beim Apotheker Willi Ockel tankte. Statt Benzin bzw. Petroleum sollen in der zukünftigen Tankstelle allerdings digitale Services und Verknüpfungen sowie präventive Dienstleistungen und Lotsenfunktionen zusätzlich zur Arzneimittelversorgung angeboten werden.

Chancen und Herausforderungen in der Zusammenarbeit

In den 38 Kapiteln des Buches werden zahlreiche Anregungen vorgestellt. Wie so oft bei Sammelbänden wiederholen sich viele Überlegungen. Berater und Anbieter von IT-Lösungen, Nahrungsergänzungsmitteln, Erklärvideos etc. „verkaufen“ ihre Angebote, und eine kritische Reflexion und Einordnung bleibt leider – bis auf wenige Ausnahmen – aus. So wäre es interessant, genauer zu betrachten, wie eine Zusammenarbeit zwischen Apotheken und Ärzteschaft zur Verbesserung der Therapieergebnisse ganz konkret aussehen könnte und welche Herausforderungen sich dabei stellen.

Praktische Herausforderungen im Alltag der Apothekenarbeit

So sehen wir z. B., dass es im Alltag der Apothekenarbeit für die von uns im „Gesunder Werra-Meißner Kreis“ speziell als Gesundheitslotsen ausgebildeten PTAs und Apotheker:innen gar nicht so einfach ist, ihrer Beratungstätigkeit wirklich nachzugehen, obwohl wir hierfür eigens zusätzliche Vergütungen anbieten. Ähnlich wie in Arztpraxen, wo Arbeitsabläufe oft straff vorgegeben sind, ist auch in Apotheken der „Trade-off“ zwischen Kundenandrang und Beratung nicht trivial. Eigens für Beratungen vorgeplante Termine entsprechen andererseits auch nicht dem gewohnten Bild der Apothekenarbeit.

Ein Beispiel aus der Praxis: Herzinsuffizienz-Screening

Vielleicht könnte dies am Beispiel der Herzinsuffizienz vorgedacht werden. Wie könnten Patient:innen in der Apotheke z. B. auf die beginnende Entwicklung einer Herzinsuffizienz mit Fragebögen vorgescreent und beraten werden? Lassen sich Arztpraxen dadurch entlasten, oder werden sie zusätzlich belastet? Wie beeinflusst die Apotheke als „Verkaufsort“ für Arzneimittel die neutrale Beratung zur Vermeidung einer Entstehung und/oder Progression von Erkrankungen? Wie können Apotheken die Adhärenz von Patient:innen zu den (vorzugsweise) gemeinsam mit ihren Ärzt:innen getroffenen Medikationsentscheidungen unterstützen? Und wie können evtl. gegenüber Apotheken geäußerte Nebenwirkungen und/oder Bedenken den Ärzt:innen mitgeteilt werden?

Voraussetzungen für eine bessere Zusammenarbeit

Wie müsste die Ausbildung von Apotheker:innen und Ärzt:innen gestaltet sein, wenn sie später wirklich als „therapeutisches Team“ fungieren sollen? Wie können pharmakologisch speziell qualifizierte Apotheker:innen das komplexe Arrangement der Medikation von multimorbiden älteren Patienten – z. B. mit beginnender Niereninsuffizienz – unterstützen? Oder sollte dies besser einer KI-unterstützten FORTA-Lösung* überlassen bleiben?

Aufruf zur Zusammenarbeit

Gemeinsam mit interessierten Apotheker:innen und Ärzt:innen überlegen wir aktuell, einen Innovationsfondsantrag für die Erprobung einer besseren Zusammenarbeit zu stellen. Weitere Interessenten sind herzlich eingeladen, sich bei uns zu melden.

Was ist FORTA?

FORTA (Fit for the Aged) ist ein von Prof. Dr. Wehling entwickeltes Konzept zur Beurteilung der Alterstauglichkeit von Arzneimitteln. Dabei werden Wirkstoffe für Diagnosen klassifiziert. Anhand der Klassifikation der Wirkstoffe in die Stufen A (Pflichtmedikation) bis D (zu vermeiden) in der von über 20 Expert:innen entwickelten FORTA-Liste lassen sich Über- und Unterversorgung bei Versicherten ab 65 Jahren identifizieren. OptiMedis hat in Kooperation mit Prof. Wehling einen IT-Algorithmus entwickelt, der auf Grundlage der gemeinfreien FORTA-Liste Diagnose- und Medikationsdaten auswertet und eine Weiterentwicklung zur Entscheidungshilfe in der Arzneitherapie für ältere Patienten ermöglicht.