Liebe Leserinnen und Leser,
werden Gesundheitsregionen, Gesundheitskioske und Primärversorgungszentren – die wichtigsten Elemente für eine bessere Unterstützung der medizinisch-pflegerischen Versorgung – doch wieder in das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) aufgenommen? Die Zeichen stehen positiv! Das GVSG befindet sich derzeit im parlamentarischen Verfahren, in dem die Fraktionen die notwendigen Veränderungen verhandeln. Und es zeichnet sich ein Kompromiss ab, der Gesundheitskioske und Gesundheitsregionen wieder mit einbezieht.
Alles andere wäre auch fatal, denn wir brauchen dringend alternative regionale Versorgungsansätze, die die Menschen auch tatsächlich erreichen. Die Stärkung der eigenen Gesundheitskompetenz, präventive Unterstützung und soziale Teilhabe sind unerlässlich, wenn wir auch in Zukunft eine bezahlbare und erreichbare Gesundheitsversorgung für alle in Deutschland haben wollen.
Fokus auf Outcome, um Anreize zu schaffen
Ob Gesundheitsregionen und Co. erfolgreich sind, hängt allerdings zum großen Teil von der Ausgestaltung der Verträge ab. Es braucht aus unserer Sicht ein sektorenübergreifendes Wirtschaftsmodell, das es für die Akteure wirtschaftlich interessant macht, in Prävention, Gesundheitsförderung und die Vermeidung von Krankheit bzw. ihrer Eskalation zu investieren. Gesundheitskioske und Gesundheitsregionen können hierfür die notwendige Infrastruktur liefern, jedoch müssen ihre Verträge auf Public-Health-Outcomes ausgerichtet sein und nicht nur zusätzliche Einzelleistungen vergüten.
Wir hoffen, dass dieser Ansatz den Weg in das GVSG findet und uns einen entscheidenden Schritt weiterbringt auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen und gerechten Gesundheitsversorgung. Mehr dazu lesen Sie in unserem Kommentar in Monitor Versorgungsforschung 03/2024.
Bis zum 29.07. läuft auch noch unsere Petition, in der wir uns dafür einsetzen, Gesundheitskioske, Gesundheitsregionen und Co. wieder in das GVSG aufzunehmen.
Regionale Zukunftsperspektiven
Die Ergebnisse unserer Evaluation des AGATHE-Programms in Thüringen sind veröffentlicht. Sie zeigen: Das Ziel – nämlich die Verbesserung der Teilhabe und das Wohlbefinden älterer Menschen – konnten erreicht werden – damit sind wichtige Weichen für die Zukunft des Programms gestellt.
Wir blicken außerdem in die niedersächsischen Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen. Hier werden neue Wege für die langfristige Sicherung der Versorgung gegangen, u. a. durch die Etablierung Regionaler Gesundheitszentren. Mit einer Machbarkeitsstudie und konkreten Handlungsempfehlungen unterstützt OptiMedis auf dem Weg zu passenden Lösungen.
Internationales Programm für Doktorand:innen
Gemeinsam mit renommierten Partnern starten wir nach Abschluss von „HealthPros“ ein neues Doktorand:innenprogramm, das im Rahmen der europäischen Marie-Curie-Ausschreibung mit einem herausragenden Ergebnis überzeugen konnte. Das Konsortium wird insgesamt 15 Doktorand:innen ausbilden, drei davon forschen zukünftig bei OptiMedis u. a. zum Klimaimpact der Gesundheitsversorgung und zur Nachvollziehbarkeit von KI-Algorithmen.
Wir wünschen Ihnen einen guten Sommer und freuen uns auf Ihr Feedback!
Helmut Hildebrandt und Oliver Gröne
Vorstand OptiMedis
ThemenüberBLICK
Regionale Versorgung
GVSG-Petition: Sicherung einer gerechten und wohnortnahen Gesundheitsversorgung
Evaluation von AGATHE: Positiver Einfluss auf das Wohlbefinden der Senior:innen
Regionale Versorgungszentren: So geht die Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen die Sicherung der Versorgung an
Regio-Net Parkinson: OptiMedis entwickelt Portal für Versorgende und Betroffene weiter
Schwalm-Eder-Kreis: Individuell unterstützt und digital begleitet bei Rückenschmerzen
DAK-Pflegereport 2024: OptiMedis untersucht Daten zu Pflegekräften der Baby-Boomer-Generation
FORSCHUNG & INNOVATION
ASCERTAIN-Studie: Gesundheitstechnologien mit Blick auf Klimaauswirkungen bewerten
Lese- und Event-tipps
Das Krankenhaus der Zukunft: Vision 2040
Buch untersucht Konzept der Gesundheitskioske
Parkinson-Netzwerkkongress 2024
30th International Conference on Health Promoting Hospitals and Health Services
Termine
Publikationen
Medienberichte
REGIONALE VERSORGUNG
GVSG-Petition: Sicherung einer gerechten und wohnortnahen Gesundheitsversorgung
Die wichtigsten Elemente für eine bessere Unterstützung der medizinisch-pflegerischen Versorgung in Verbindung mit sozialen Umgebungen wurden aus dem Entwurf des Gesetzes zur Stärkung der Gesundheitsversorgung in den Kommunen (GVSG) gestrichen. Dazu zählen die Etablierung von Gesundheitskiosken, der Aufbau von Gesundheitsregionen und die Einrichtung von Primärversorgungszentren. In einer gemeinsamen Petition mit weiteren Initiator:innen fordern wir, dass Gesundheitskioske und Co. wieder in den Gesetzentwurf des GVSG aufgenommen werden.
Wer hat das nicht schon erlebt? Ob in der Verwandtschaft oder bei den Nachbarn, der eine erhält keinen Termin in einer Arztpraxis, die andere bekommt nur eine unzureichende Erläuterung, bei dem Dritten müsste erst einmal die soziale Situation geklärt werden. In unserem Gesundheitssystem läuft für Patient:innen leider oft viel schief. Angesichts des fehlenden Nachwuchses an Fachkräften bei einer steigenden Zahl der über 65-Jährigen wird sich an dieser Schieflage auch in naher Zukunft nichts ändern – besonders nicht in den ärmeren Regionen, weder im städtischen noch im ländlichen Bereich. Wenn jetzt nichts passiert, werden sich die Ungleichheiten in der Gesellschaft eher noch verstärken. Und schon jetzt werden Menschen in ärmeren Stadtteilen und Landkreisen deutlich früher und häufiger krank.
Gesundheitskioske können dazu beitragen, unnötige Kosten zu vermeiden
Deshalb müssen wir gemeinsam aktiv werden und dafür sorgen, dass Gesundheit gefördert und Krankheiten verhindert bzw. hinausgezögert werden. Gesundheitskioske, eingebettet in besser aufeinander abgestimmte Gesundheitsregionen, setzen genau hier an. Die Menschen, ob jung oder alt, können hier in allen Fragen zur Gesundheit, Gesundheitsförderung und ihrer sozialen Situation beraten und an die passenden Stellen weitergeleitet werden. In der Folge werden Kosten für unnötige und belastende Krankenhausaufenthalte eingespart und Arztpraxen entlastet, damit sie wieder genügend Zeit für die im engeren Sinn medizinischen Fragen haben.
Diejenigen, die sich für die Änderung des Gesetzentwurfes eingesetzt haben, argumentieren u. a., die Kosten für die neuen Elemente seien zu hoch, es würden Doppelstrukturen entstehen und es fehlten die Fachkräfte. Lesen Sie hier, warum diese Argumente nicht stimmen.
Die Initiator:innen der Petition fordern: Gesundheitskioske, Gesundheitsregionen und Primärversorgungszentren müssen in den Gesetzentwurf des GVSG wieder aufgenommen werden. Die Petition kann noch bis zum 29. Juli unterzeichnet werden.
Evaluation von AGATHE: Positiver Einfluss auf das Wohlbefinden der Senior:innen
Das Programm AGATHE wurde 2021 ins Leben gerufen, um die gesellschaftliche Teilhabe älterer Menschen in Thüringen zu fördern und Einsamkeit zu reduzieren. AGATHE-Fachkräfte bieten Hausbesuche mit Beratungen für alleinlebende Menschen ab 63 Jahren an und vermitteln sie an Angebote, die ihre Teilhabe am Gemeinschaftsleben stärken. Um die Wirkungsweise von AGATHE zu überprüfen und Perspektiven für eine Weiterentwicklung aufzuzeigen, wurde OptiMedis vom Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie mit der wissenschaftlichen Untersuchung des Programms beauftragt. Mitte April 2024 wurden die Ergebnisse in Erfurt vorgestellt.
Gesetzliche Verankerung des Programms wünschenswert
Die Ergebnisse zeigen, dass AGATHE ein wertvolles Instrument zur Unterstützung älterer Menschen in ihrem Zuhause ist. Die Beratungen und Angebote haben positiven Einfluss auf das soziale Verhalten und Wohlbefinden der Senior:innen. Das Programm wird von verschiedenen Gruppen breit akzeptiert und unterstützt, trägt zur Stärkung der lokalen Vernetzung und Kooperation bei und hilft, Strukturen für die aktive soziale Teilhabe älterer Menschen weiterzuentwickeln. AGATHE könnte zudem einen wichtigen Beitrag zur Sozialplanung leisten.
Die Ergebnisse wurden im April 2024 vor über 120 Interessierten in Erfurt vorgestellt. Hierbei unterstrich Sozialministerin Heike Werner: „Unser Ziel ist es, AGATHE mittelfristig in allen Thüringer Landkreisen und kreisfreien Städten umzusetzen. Um dem Programm eine verlässliche Perspektive zu geben und die Finanzierung dauerhaft zu sichern, ist eine gesetzliche Verankerung auf Landesebene notwendig.“
Den Abschlussbericht und die „Voraussetzungen für gutes Gelingen“ können Sie hier einsehen: agathe – älter werden in Gemeinschaft
Regionale Versorgungszentren: So geht die Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen die Sicherung der Versorgung an
Die Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen im Landkreis Diepholz kämpft wie viele ländliche Regionen mit einem akuten Hausärztemangel. Die aktive Gewinnung neuer Ärzt:innen ist bereits erfolgreich und ein mit Landesmitteln kofinanziertes Regionales Versorgungszentrum (RVZ) ist auf den Weg gebracht. Mit einer Machbarkeitsstudie und konkreten Handlungsempfehlungen unterstützt OptiMedis zusätzliche Lösungswege für eine zukunftsfeste Gesundheitsversorgung.
Jeder zweite Hausarzt in Bruchhausen-Vilsen ist älter als 60 Jahre und bereits jetzt sind 16 Hausarztsitze im Planungsbereich Syke, zu dem die niedersächsische Samtgemeinde gehört, unbesetzt. Seit mehreren Jahren arbeitet die Wirtschaftsförderin der Samtgemeinde – die aus vier Mitgliedsgemeinden mit insgesamt 17.000 Einwohnern besteht – aktiv an der Gewinnung neuer Hausärzt:innen.
Vorbildliche Nachwuchsgewinnung und grünes Licht für ein Regionales Versorgungszentrum
Die Aktivitäten tragen Früchte: In einer der Mitgliedsgemeinden ließ sich im letzten Jahr eine Hausärztin neu nieder. Außerdem wurde ein Stipendium an eine Medizinstudentin vergeben. Die angehende Medizinerin plant, in den kommenden Jahren eine der bestehenden Hausarztpraxen zu übernehmen.
Im Jahr 2022 beantragte die Samtgemeinde darüber hinaus erfolgreich eine Förderung beim Land Nieder-sachsen für den Bau eines Regionalen Versorgungszentrums (RVZ). Das Land bewilligte einen entsprechen-den Zuschuss für den Bau eines RVZ in Bruchhausen-Vilsen, dessen Fertigstellung für Frühjahr 2026 geplant ist. In das Zentrum einziehen werden eine hausärztliche, eine podologische und eine physiotherapeutische Praxis.
Weitere Lösungen im Blick: Machbarkeitsstudie abgeschlossen
Des Weiteren hat die Samtgemeinde eine Förderung für die Erstellung einer Machbarkeitsstudie zur Gründung eines kommunalen Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) und zur Etablierung eines weiteren RVZ-Standorts erhalten und war somit in der Lage, den Auftrag für die Erstellung der Studie in diesem Frühjahr an OptiMedis zu vergeben. Nach Ortsbesichtigungen und dem Kennenlernen der Bürgermeister wurden relevante Versorgungsdaten erhoben. Parallel führte das OptiMedis-Team in enger Abstimmung mit den Projektverantwortlichen der Samtgemeinde Einzelgespräche mit den Ärzt:innen der Region. Einbezogen wurde auch die Zahnmedizin, die ebenfalls zunehmend mit Nachwuchssorgen kämpft.Eine interaktive Zukunftswerkstatt brachte dann Haus- und Zahnärzt:innen, einen Klinikvertreter sowie die Bürgermeister zusammen, um gemeinsame neue Ideen zu entwickeln. Dabei wurden wichtige Fragen rund um das RVZ und dessen mögliche Leistungen diskutiert sowie das gegenseitige Verständnis der Beteiligten gestärkt.
Die Ergebnisse der Einzelgespräche und der Zukunftswerkstatt fließen in die beauftragte Studie ein. Diese enthält konkrete Handlungsempfehlungen zur Sicherung der medizinischen Versorgung und wurde Ende Juli im Samtgemeindeausschuss vorgestellt und diskutiert.
Regio-Net Parkinson: OptiMedis entwickelt Portal für Versorgende und Betroffene weiter
Seit Mai 2024 entsteht eine zentrale digitale Anlaufstelle für regionale Netzwerkarbeit, für Parkinsonpatient:innen und deren Angehörige. Grundlage sind die bestehenden Webpräsenzen und der gemeinsame Mitgliederbereich der Parkinsonnetze Münsterland+ und Osnabrück+. Ziel ist der Ausbau zu einer nutzerfreundlichen und skalierbaren Plattform, die deutschlandweit in regionalen Parkinsonnetzwerken eingesetzt werden kann. Das Projekt „Regio-Net Parkinson“ wird über vier Jahre von der Franz und Ursula Coppenrath-Stiftung gefördert.
Regionale Parkinsonnetzwerke sind multiprofessionelle Zusammenschlüsse, die alle Fachgruppen aus dem Bereich der Parkinsonversorgung an einen Tisch holen. Gemeinsam werden zum Beispiel bestehende Versorgungshürden identifiziert und Lösungsansätze in einem dynamischen, multiprofessionellen Teamansatz entwickelt.
Strukturierter Austausch und gemeinsamer Wissensausbau
„Um den Austausch und den Wissenstransfer untereinander zu fördern und zu vereinfachen, braucht es neben unseren persönlichen Netzwerktreffen auch eine digitale Lösung, die alle strukturbildenden Elemente der Netzwerke abbildet“, so Prof. Dr. Tobias Warnecke, Vorstandsvorsitzender des Parkinsonnetzwerke Deutschland e. V. und verantwortlich für die regionalen Parkinsonnetzwerke Münsterland+ und Osnabrück+. „Gleichzeitig möchten wir mit der Lösung auch eine Informations- und Aktivierungsplattform für Betroffene in der Region anbieten“.
Unter der Leitung von OptiMedis wird in enger Zusammenarbeit mit den Modell-Netzwerken im Münsterland und Osnabrück, den Webentwicklern der thynk.media GmbH sowie dem Parkinsonnetzwerke Deutschland e.V. nun eine solche Lösung als Pilot für den deutschlandweiten Einsatz für weitere Netzwerke entwickelt. Im Fokus stehen der berufsgruppenübergreifende Austausch sowie der gemeinsame Zugriff auf (regional) relevante Informationen, um den Wissensaustausch und die Koordination der interdisziplinären Versorgung zu vereinfachen.
Aktivierung und Unterstützung für Parkinsonpatient:innen
Ein zentrales Element ist der bereits bestehende Versorger-Atlas, der bereits im Rahmen in einer vorangegangenen Förderung der Netzwerke durch die Franz und Ursula Coppenrath-Stiftung entstanden ist. Dieser soll künftig auch den Patient:innen und ihren Angehörigen zugänglich gemacht werden. Denn die digitale Lösung wird um Bereiche für Parkinsonpatient:innen und deren Angehörige erweitert. Neben evidenzbasierten und qualitätsgesicherten Gesundheitsinformationen rund um das Thema Parkinsonversorgung, erhalten die Nutzer:innen Unterstützung beim Auffinden wohnnortnaher Angebote und Ansprechpartner:innen sowie – im Sinne eines Patient Empowerments – Unterstützung beim Selbstmanagement ihrer Erkrankung.
DAK-Pflegereport 2024: OptiMedis untersucht Daten zu Pflegekräften der Baby-Boomer-Generation
Erhebliche Finanzierungslücken und steigende Personalnot in der Pflege – der DAK-Pflegereport 2024 zeigt, dass sich der Pflegenotstand dramatisch verschärfen wird – unter anderem, weil die Generation der Baby-Boomer an einem Wendepunkt steht. DAK-Vorstandschef Andreas Storm betont mit Blick auf die Reportergebnisse: „Wir brauchen eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung, um die Pflege mit neuen Versorgungskonzepten zukunftsfähig zu machen.“
Diese Generation, die zwischen 1946 und 1964 geboren wurde, befindet sich an einem entscheidenden Wendepunkt: Einerseits nähern sich viele von ihnen dem Ruhestandsalter, wodurch ihre Verfügbarkeit als Arbeitskräfte im Pflegesektor abnimmt. Andererseits nimmt perspektivisch die Wahrscheinlichkeit eigener Pflegebedürftigkeit zu – allerdings erst etwa ab 2030. Beide zeitlich versetzt wirkenden Entwicklungen stellen das Gesundheitssystem vor neue Anforderungen. Diese doppelte Herausforderung – der Rückgang der Pflegekräfte und die steigende Nachfrage nach Pflegedienstleistungen – macht das Thema Erhaltung der Gesundheit dieser Generation zu einem zentralen Thema unserer Zeit.
Weitere Infos und den Pflegereport finden Sie hier.
Und hier gibt’s weitere Infos zu unseren Leistungen im Bereich Datenanalytik.
Schwalm-Eder-Kreis: Individuell unterstützt und digital begleitet bei Rückenschmerzen
Seit zwei Jahren unterstützt der Gesunde Schwalm-Eder-Kreis+ (GSEK+) seine Mitglieder mit dem Versorgungsprogramm „ZusammenRücken“ bei der Förderung ihrer Rückengesundheit. Mit der App SelfBack wird die individuelle Begleitung einer Rückenlotsin nun durch eine digitale Unterstützung erweitert. Zusätzlich rückt das Gesundheitsnetzwerk bei dem Thema noch enger mit dem Gesundheitsdienst des Unternehmens B. Braun Melsungen zusammen.
Für die Neuausrichtung des regionalen Versorgungsprogramms wurde die aus Skandinavien stammende innovative App SelfBack in Zusammenarbeit mit Gesunder Schwalm-Eder-Kreis+ für den deutschsprachigen Raum angepasst. Die Anwendung bietet maßgeschneiderte Trainingspläne auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Erkenntnisse von WHO-Expert:innen. Eine künstliche Intelligenz passt die Übungen kontinuierlich an die Fortschritte an – dafür werden Daten aus 15 Jahren erfolgreicher Rückenschmerz-Behandlungen genutzt. Wissenskapitel zu Ernährung, Entspannung und Schlaf stärken das Selbstmanagement für einen schmerzfreien Rücken zusätzlich. Begleitet wird das eigenverantwortliche Training mit SelfBack durch individuelle Beratungen von einer GSEK+-Rückenlotsin.
Von der AU bis zur Schmerzfreiheit
Neben der neuen digitalen Komponente des Programms wurde bei dem Thema auch die Zusammenarbeit mit B. Braun Melsungen intensiviert. So kann der Gesundheitsdienst während der regulären betriebsärztlichen Check-Ups Mitarbeitende mit Rückenschmerzen direkt auf die Tauglichkeit der Nutzung von SelfBack überprüfen und an GSEK+ weitervermitteln. Zudem werden zukünftig Betroffene von Rückenschmerzen über das AU-Fallmanagement der Partnerkrankenkasse BKK B. Braun Aesculap gezielt über das Programm informiert.
Weitere Infos unter: www.gesunder-sek.de
Forschung & Innovation
Erfolgreiche Bewerbung für das Doktorand:innenetzwerk HealthIntellAct
Die Bewerbung für das „HealthIntellAct“-Projekt im Rahmen der europäischen Marie-Curie-Ausschreibung wurde mit hervorragenden 98 von 100 Punkten bewertet. Damit zählt das Doktorand:innennetzwerk zu den Spitzenreitern unter den 8039 eingereichten Bewerbungen. Zu den involvierten Partnern gehören neben OptiMedis renommierte Institutionen wie das Academic Medical Centre Amsterdam (Koordination), die Universität Pisa, die Universität Oxford, die Region Norddänemark, die Universität Bukarest, die OECD und viele weitere.
In dem Projekt wird das Konsortium insgesamt 15 Doktorand:innen ausbilden. Drei davon werden bei OptiMedis Themen wie den Klimaimpact der Gesundheitsversorgung, die Nachvollziehbarkeit von KI-Algorithmen sowie die De-Implementierung ineffizienter Versorgungsstrukturen untersuchen. Betreut werden sie von Prof. Dr. Oliver Gröne im Rahmen seiner Professur an der Universität Witten/Herdecke.
Neue Methoden und Werkzeuge für die Interpretation von Gesundheitsdaten
Durch „training-through-research“ und Co-Creation mit verschiedenen Sektoren werden die Doktorand:innen neue Methoden entwickeln, um die Patientenorientierung, Umweltverträglichkeit und den Wohlstandseffekt von Gesundheits- und Pflegesystemen zu messen. Es sollen neue Werkzeuge etabliert werden, um die Interpretation von Gesundheitsdaten zu verbessern und Intelligenz in die Governance einzubetten. Außerdem werden Strategien zur Anwendung dieser Intelligenz in Entscheidungsprozessen entwickelt.In diesem Industrial-Doctorate-Programm schließen sich Entscheidungsträger im Gesundheits- und Pflegesystem mit wissenschaftlichen Expert:innen aus einer Vielzahl von Disziplinen (z. B. Datenwissenschaft, klinische Wissenschaft, Systemwissenschaft, planetare Gesundheit, Gesundheitsökonomie, Bürgerwissenschaft) zusammen. Das Projekt HealthIntellAct schließt an das Vorgängerprogramm HealthPros an, in dem OptiMedis ebenfalls eine zentrale Rolle spielte.
ASCERTAIN-Studie: Gesundheitstechnologien mit Blick auf Klimaauswirkungen bewerten
Die Auswirkungen von Gesundheitssystemen auf das Klima sind ein zunehmend anerkanntes Problem, da sie erheblich zur Umweltverschmutzung beitragen. Im Rahmen des EU-finanzierten Forschungsprojektes ASCERTAIN wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Oliver Groene eine wissenschaftliche Untersuchung zu Methoden der Einbeziehung von Umweltaspekten in Richtlinien und Health Technology Assessments (HTAs) durchgeführt.
Umweltaspekte müssen dringend einbezogen werden
Die Überprüfung umfasste 23 Studien, die zwischen 2016 und 2024 veröffentlicht wurden, hauptsächlich aus Ländern mit hohem Einkommen. Frühere Veröffentlichungen behandelten konzeptionelle Fragen und den Bedarf an methodischer Entwicklung, während spätere Veröffentlichungen verschiedene Anwendungsfälle der Integration von Klimaauswirkungen in die Bewertung von Gesundheitstechnologien und Interventionen aufzeigten. Wichtige Ansätze zur Quantifizierung des Kohlenstoff-Fußabdrucks von Gesundheitstechnologien umfassten Lebenszyklusanalysen, umweltorientierte Input-Output-Analysen sowie Metriken wie die sozialen Kosten des Kohlenstoffs und die Sterblichkeitskosten des Kohlenstoffs.
Die Studie zeigt, dass es machbar ist, Umweltaspekte in HTAs zu integrieren. Allerdings bleiben Herausforderungen, wie die Vereinbarung über standardisierte Methoden, die Berücksichtigung von Gerechtigkeitsdimensionen und der verbesserte Zugang zu Umweltauswirkungen bestehen.
„Unsere Forschung verdeutlicht, dass die Einbeziehung von Umweltaspekten in die Bewertung von Gesundheitstechnologien nicht nur möglich, sondern auch dringend notwendig ist, um nachhaltigere Gesundheitslösungen zu fördern“, sagte Prof Dr. Oliver Gröne, Leiter der Studie. „Es bedarf jedoch weiterer Anstrengungen, um standardisierte Methoden zu entwickeln und sicherzustellen, dass Entscheidungsträger Umweltaspekte gleichwertig neben traditionellen Gesundheitsoutcomes berücksichtigen.“
Erklärvideo zum EU-Projekt ASCERTAIN
Erfahren Sie, wie das von „Horizon Europe“ geförderte Projekt ASCERTAIN Gesundheitstechnologien und Arzneimittel in Europa besser und schneller zugänglich machen möchte. Über vier Jahre entwickeln die Projektpartner – darunter OptiMedis – neue Vergütungsmodelle für innovative Therapie- und Versorgungsformen.
Weitere Informationen zum Projekt unter: www.access2meds.eu
Internationales Projekt zur Patientensicherheit: Wichtige Fortschritte und Konsortialtreffen
Seit 2022 ist OptiMedis Partner im EU-Projekt „Improving quality and patient SAFEty in surgical care through STandardisation and harmonisation of perioperative care in Europe“ (SAFEST). Das Projekt zielt darauf ab, patientenzentrierte und evidenzbasierte Verfahren zur Verbesserung der Patientensicherheit in der perioperativen Versorgung zu entwickeln. Durch den Einsatz einer perioperativen Quality Improvement Learning Collaborative (PQILC) und weiterer Maßnahmen, die im Juni dieses Jahres gestartet sind, sollen über einen Zeitraum von 18 Monaten die Übernahme evidenzbasierter Verfahren um 15 Prozent gesteigert und die Häufigkeit chirurgischer Komplikationen um acht Prozent reduziert werden.
Die Auswertung der Ende 2023 durch unser OptiMedis-Forschungsteam geführten Expert:innen-Interviews zur Analyse der politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen der Patientensicherheit in Europa ist erfolgreich abgeschlossen. Als Resultat sind fünf länderspezifische Patient Safety Country Profiles entstanden, die kompakt über zwei Seiten die aktuelle politische und rechtliche Lage skizzieren sowie wichtige Anknüpfungspunkte für das Projekt SAFEST darlegen. Die Profile werden außerdem im September auf der diesjährigen Konferenz der International Society For Quality In Health Care (ISQua) vorgestellt.
Auch die Kostenanalyse mittels time-driven activity-based costing (TDABC) nimmt Fahrt auf. Im Juni erhielten die am Projekt teilnehmenden Krankenhäuser eine Datenanfrage, in der sie den zeitlichen Aufwand zur Durchführung von zehn ausgewählten und in allen Krankenhäusern umgesetzten Verfahren bewerten sollen. Dabei werden auch Informationen zu den Personalkosten erhoben, sodass daraus die Kosten der Durchführung abgeleitet werden können. Auf Basis der Analyseergebnisse soll ein Business Case erstellt werden, der neben dem Nutzen der im SAFEST-Projekt erarbeiteten Verfahren auch die damit verbundenen Kosten darlegt.
Austausch in Prag: Starker Fokus auf die praktische Umsetzung
Im April reiste unser Projektteam dann zum dritten Konsortialtreffen des SAFEST-Projekts nach Prag. Gastgeber waren die Konsortialpartner aus Tschechien (Spojená akreditační komise). An Tag eins wurde intensiv mit den zehn am Projekt teilnehmenden Krankenhäusern diskutiert, wie die im Projekt entwickelten und von den Krankenhäusern priorisierten Verfahren erfolgreich in die Praxis umgesetzt werden können. Da die Implementierungsphase kurz bevorsteht, wurden am zweiten und dritten Tag wichtige Fragen zur Umsetzung der PQILC und zur Evaluation geklärt.Unser Team von OptiMedis präsentierte dem Konsortium Updates zum Datenmanagement im Projekt sowie Entwicklungen des von uns geleiteten Arbeitspakets „Exploitation“, das sich auf die Verbreitung und nachhaltige Implementierung der SAFEST-Verfahren konzentriert. Diskutiert wurde dabei auch, wie die im Arbeitspaket entwickelten Patient Safety Country Profiles international mehr Aufmerksamkeit erlangen und die nachhaltige Etablierung von SAFEST unterstützen können.
Nachhaltigkeitsstrategien im Fokus: WHO-Delegation besucht Helios Universitätsklinikum in Wuppertal
Das Helios Universitätsklinikum Wuppertal (HUKW) empfing unter der Leitung von Prof. Petra Thürmann, stellvertretende ärztliche Direktorin und Vizepräsidentin für Forschung der Universität Witten/Herdecke, eine ungarische Delegation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Vertreter:innen der ungarischen Krankenhausgesellschaft. Vermittelt und begleitet wurde der Besuch durch Prof. Dr. Oliver Gröne, stellv. Vorstandvorsitzender von OptiMedis, der eine Professur an der Fakultät für Wirtschaft und Gesellschaft der Universität Witten/Herdecke innehat.
Prof. Petra Thürmann äußerte sich erfreut über den fruchtbaren Austausch: „Als Universitätsklinikum sind wir stolz darauf, für einen hochrangigen, internationalen Austausch ausgewählt zu werden. Die Vertreter:innen aus Ungarn haben uns bestätigt, dass wir hochinnovative Ansätze verfolgen und darauf sehr stolz sein können.“
Wenige Wochen nach dem Besuch der Delegation stand dann eine Reise für Prof. Oliver Gröne nach Ungarn an, der eingeladen wurde als Keynote Speaker der jährlichen nationalen Konferenz der Krankenhausmanagern einen Vortrag zum Thema Gesundheitssysteme und Nachhaltigkeitsstrategien zu halten.
Unsere neuen Broschüren
VERSORGUNGSINNOVATIONEN
Ihr Weg in den Markt: Das deutsche Gesundheitswesen ist hinsichtlich seiner Struktur und Vorgaben sehr komplex. Ob Sie eine erste Idee oder bereits ein fertiges Produkt haben, ob es um einen Neustart oder eine andere Ausrichtung geht – wir verhelfen Ihnen zur passenden Positionierung in der Versorgungslandschaft.
ANALYSE VON ROUTINEDATEN
Sie brauchen für Ihre Forschungs- und Analyseprojekte den Zugriff auf GKV-Routinedaten? Erfahren Sie in dieser Broschüre mehr über unser Data Warehouse, in das Sie Ihre Daten integrieren, sie verarbeiten und analysieren können.
LEsetipps
Das Krankenhaus der Zukunft: Vision 2040
Dieses neu erschienene Werk beleuchtet die großen Linien der Veränderung im Krankenhausbereich mit der Perspektive 2040. Im Fokus stehen die Chancen und Potenziale einer neu gedachten Gesundheitsversorgung. Das Buch verortet die Krankenhäuser im Gefüge der enormen Fortschritte in Medizin und Technik, gestiegenen Anforderungen an den Arbeitsplatz Krankenhaus, des Fachkräftemangels sowie globaler Gefahren wie Pandemien oder eingeschränkter Lieferketten. Für die zentralen Herausforderungen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Finanzierung werden Positionen und Lösungswege aufgezeigt. Außerdem nimmt der Faktor Mensch im Krankenhaus eine zentrale Rolle ein. Ziele sind eine optimale Patientenversorgung sowie attraktive Arbeitsbedingungen für das hochqualifizierte Personal in Medizin, Pflege und anderen Gesundheitsberufen.
Unser Beitrag: „Krankenhäuser als Hub regionaler Versorgungs- und Budgetverantwortung: Ein Beitrag aus dem Jahr 2040“
Dieser Artikel von Dr. h.c. Helmut Hilderbrandt bricht mit üblichen Darstellungen und betrachtet eine mögliche Zukunft rückblickend aus dem Jahr 2040. Dafür bezieht er sich auf schon entwickelte Erfahrungen in Deutschland und international und formuliert Hypothesen zur künftigen Morbiditäts- und Versorgungssituation. Er beschreibt Krankenhäuser als eine Säule für die Gesamtorganisation der regionalen Versorgung und Prävention, sieht diese dabei aber durchaus im Wettbewerb stehend mit anderen Playern, die dieses Feld für sich erobern wollen. Der Artikel geht auch auf die Herausforderungen in der politischen Weiterentwicklung und die Komplexitäten der Umsetzung regionaler Elemente von Budgetverantwortungen und Kooperationen ein.
Buch untersucht Konzept der Gesundheitskioske
Versorgungslücken schließen, Prävention und Gesundheitsförderung stärken, Gesundheitskompetenz fördern – das sind Ziele, die mit Gesundheitskiosken erreicht werden sollen. Menschen werden dort niedrigschwellig in Fragen rund um Gesundheit und ihre soziale Situation beraten. Den Ansatz haben Forscher:innen der Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) nun in ihrem Buch „Gesundheitskiosk. Konzepte, Erfahrungen und Perspektiven“ wissenschaftlich untersucht – gemeinsam mit Dr. h.c. Helmut Hildebrandt, Vorstandsvorsitzender der OptiMedis AG, die 2017 das Konzept des bundesweit ersten Gesundheitskiosks in Billstedt gemeinsam mit Partnern erarbeitet hat.
„Gesundheitskioske stellen ein innovatives Angebot im Gesundheitsbereich dar, da sie den Zugang zu Versorgung, Prävention und Gesundheitsförderung insbesondere für solche Menschen erhöhen, die sich mit Zugangsbarrieren konfrontiert sehen“, sagt Prof. Dr. Heike Köckler, Erstautorin der Publikation. „Zugangsbarrieren können in der Kenntnis des Gesundheitssystems, Sprachkompetenz oder den fehlenden gesundheitsbezogenen Angeboten in der unmittelbaren Wohnumgebung liegen.“
In dem Buch wird die Vielfalt der aktuellen Ansätze aus einer gesundheitsökonomischen, sozialräumlichen und pflegerischen Perspektive vor dem Hintergrund eigener Erfahrung bei der Implementierung von Kiosken beschrieben. „Beim Aufbau eines Gesundheitskiosks gibt es keine einfachen Lösungen von der Stange“, betont Helmut Hildebrandt. „Vielmehr muss immer eine spezifische Lösung am jeweiligen Ort entwickelt werden, weil die Bedarfe oftmals sehr verschieden sind. Außerdem ist es wichtig, bereits bestehende Strukturen einzubeziehen.“
Die Publikation liefert allen Interessierten Grundlagen für die Modellierung und Implementierung von Gesundheitskiosken, zeigt Modelle von Gesundheitskiosken in ländlichen wie städtischen Regionen auf und bezieht immer die Perspektive von Autor:innen mit Praxiserfahrung in der Umsetzung von lokalen Gesundheitskiosken mit ein.
Auch im Studium an der HS Gesundheit wird das Thema Gesundheitskioske zukünftig eine noch größere Rolle spielen. „Wir werden ab dem kommenden Wintersemester in unserem berufsbegleitenden Bachelorstudiengang Gesundheit und Sozialraum einen Wahlbereich mit dem Fokus Versorgungsdesign anbieten“, kündigt Prof. Dr. Michael Wessels, Mitautor des Buches und Dekan des Departments of Community Health, an. „Hiermit möchten wir unter anderem Menschen adressieren, die Gesundheitskioske entwickeln und betreiben.“
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