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17. Januar 2022

150 Wünsche fürs Gesundheitssystem: Das gehört 2022 auf die politische Agenda

Eine großartige Resonanz – knapp 150 Wünsche haben wir im Rahmen unserer Weihnachtsaktion „Mein Wunschzettel fürs Gesundheitssystem“ erhalten. Es ging um die Frage: Welche Konzepte oder Gesetzesänderungen soll die Bundesregierung im Jahr 2022 auf den Weg bringen? Die vielen Antworten zeigen, wie groß der Wunsch nach Veränderung ist. Die Gewinner der Aktion wurden in der vergangenen Woche bereits ausgelost und benachrichtigt – wir gratulieren und bedanken uns für die vielen konstruktiven Zukunftswünsche!
Neustrukturierung auf allen Ebenen

Bei vielen Wünschen geht es um die Neuausrichtung unseres Gesundheitssystems: Man wolle „koordiniert, interdisziplinär und sektorenübergreifend zusammenarbeiten“ und das „auf Augenhöhe“. „Stadtteilorientiert sollten niedergelassene Haus- und Fachärzte, Krankenhausfachabteilungen, Apotheken, Physiotherapeuten… verbindlich und strukturiert“ zusammenarbeiten. Und auch die Patienten sollten einbezogen werden.

Eine Umfrage-Teilnehmerin schreibt: Gesundheitspolitik müsse „die Vereinzelung und das sich gegeneinander Abgrenzen vieler Akteure kraftvoll überwinden, damit wir alle besser und integriert versorgt werden, ohne Rücksicht auf lokalisierte Individualinteressen von Akteuren und deren Lobby-Gruppen.“ Andere wiederum plädieren für „Primärversorgungszentren, in denen berufsgruppenübergreifend (Pflege, Therapeuten, Ärzteschaft) eine ambulante Behandlung und Versorgung angeboten wird. Zum Beispiel in genossenschaftlichen oder kommunalen MVZ mit Reha und Kurzzeitpflege als Kooperationspartner“.

Die Wünsche der Teilnehmenden reichen von mehr Patientenorientierung über neue Anreiz- und Finanzierungsmodelle bis zur Krankenhausreform. Foto: istock.com/martindm
Gesundheit fördern – und regional organisieren

Gesundheitsförderung und Prävention sind vielen der Teilnehmenden ein großes Anliegen: Wir brauchen „ein klares Engagement für Prävention – nur so können wir von einem Gesundheitssystem sprechen, bis jetzt haben wir ein Krankheitsmanagementsystem!“ heißt es. Und weiter: Das Präventionsbudget müsse erhöht, Leistungsziffern eingeführt, die Vermittlung von Gesundheitskompetenz honoriert und Zielformulierungen und Verlaufskontrollen für Patienten im Sinne von HEALTH-Management-Programmen gefördert werden. Andere schreiben, die Gesundheitskompetenz müsse durch medizinische, soziale und Pflegeberatung gestärkt werden. Außerdem sollten die Patienten mehr in „Entscheidungen bezüglich ihrer Gesundheit einbezogen werden“. Ebenfalls ein Wunsch: „Eine bessere Versorgung von Patient:innen mit seltenen Krankheiten. Der Zugang zu z. B. wichtigen und wirksamen Therapien ist ungenügend.“

Andere wiederum halten es für besonders wichtig, dass Versorgung regional organisiert wird. Die Bedarfe der Menschen seien regional unterschiedlich und auch Interventionen wie Präventionsmaßnahmen, Versorgungsmanagement etc. könnten dementsprechend nur regional geplant werden. Außerdem sei nur dann eine gezielte Einbeziehung des sozialen Umfelds möglich.

Finanzierung am Outcome orientieren – mehr Transparenz

Auch die Finanzierung spielt in den Antworten eine große Rolle: Wir brauchen den „Mut zu einer neuen Denke für einen sektorenübergreifende Vergütungs- und Finanzierungsmodus entlang eines patientenorientierten Outcomes“, heißt es zum Beispiel. Und es müsse auch die entsprechenden Anreize geben: „Jetzt verdiene ich, wenn ein Patient im DMP chronisch krank bleibt: welch Anreiz! Lebensstilinterventionen bekomme ich nicht bezahlt. Wird der Patient gesund, mache ich Verlust.“

Ergebnisqualität solle stärker berücksichtigt werden, hier müssten die Krankenkassen in einen Wettbewerb kommen, wünscht sich jemand. Es müsse neue Indikatoren geben, interessant wären hierbei Punkte wie zum Beispiel „Wann treten chronische Erkrankungen auf, wann kommt es zur Pflegebedürftigkeit?“ Und auch die Leistungserbringer sollten sowohl ambulant als auch stationär ihre Qualität transparent machen, schreiben andere Teilnehmende. Wichtig sei ebenfalls, dass Patienten ihre Erfahrungen einbringen können, zum Beispiel über Patient Reported Outcomes. Ein anderer wünscht sich, dass Patienten aktiv in die Forschung einbezogen werden und nennt das Beispiel BMBF Cluster4Future.

Digitalisierung endlich voranbringen

Ein großer Teil der Teilnahmenden sieht die Digitalisierung im Gesundheitswesen als dringlich an. Digitale Initiativen müssten aber einen nachweisbaren Nutzen für Patienten haben. Man brauche „Digitalisierung, die Spaß macht – also sinnvolle, nützliche und einfache Anwendungen, die Patient:innen, Ärzt:innen und Pflegenden den Alltag erleichtern“.

Die Überarbeitung der elektronischen Patientenakte steht ebenfalls bei vielen auf der Wunschliste. Die verantwortlichen Gesundheitspolitiker müssten „den Mut haben, die Telematik-Infrastruktur zu beenden und mit einer neuen Technologie den längst überfälligen Datenaustausch zwischen den Leistungserbringern aller Sektoren zeitgemäß zu ermöglichen“. „Ärzte, Krankenhäuser, Medizinische Einrichtungen sollen besser miteinander vernetzt sein, um Bilder und Befunde besser und schneller austauschen zu können. Das würde Patientenverlegungen sparen und auch Doppeluntersuchungen überflüssig machen“, heißt es. Außerdem sollten zugelassene Hersteller von EDV-Systemen „verpflichtet werden, die Voraussetzungen zur Interoperabilität der EDV-Systeme zu schaffen“. Ein anderer möchte, dass „niedergelassene Ärzt:innen bei Einführung von moderner Praxis-IT (auch unterstützend für ePA, eAU und E-Rezept)“ gefördert werden.

Neue Krankenhausstrukturen und mehr Wertschätzung für Gesundheitsfachkräfte

Einer der angesprochenen Punkte ist auch die Versorgung im Krankenhaus. „Weniger Krankenhäuser in Ballungsgebieten“, heißt es zum Beispiel. Oder: Wir brauchen eine „Krankenhausstrukturreform mit dem Ziel, Krankenhäuser abzubauen und das Personal in anderen Häusern einzusetzen“.

Und auch mehr Wertschätzung bzw. höhere Gehälter sind ein Thema: „Pflegekräfte / Krankenschwestern in Heimen und Kliniken sollten viel mehr Gehalt bekommen und viel mehr Kollegen! Das sind mit die wichtigsten Berufe unserer Zukunft“. Außerdem sollten die Gesundheitsberufe aufgewertet werden, wünschen sich andere: „Mehr akademische Ausbildungen bei den Gesundheitsberufen und direkten Zugang zu ihnen“ sowie „mehr Gesundheitsberufe, die koordinierende Aufgaben im Gesundheitswesen übernehmen (Lotsen etc.)“. Weiter heißt es: Pflege müsse „wieder besser qualifiziert ausgebildet werden und nicht Altenpflege, Kinderkrankenpflege und Krankenpflege ein Pool werden für jene, die anderswo beruflich auf der Strecke geblieben sind.“

Krankenversicherung auf dem Prüfstand

Beim Thema Krankenversicherung reichen die Wünsche von „Abschaffen der privaten Krankenversicherung“ bis hin zu „gesetzlichen Regelungen, die eine Zusammenarbeit von GKV und PKV ermöglichen, um bei Versorgung und Vertragsmanagement Synergien sinnvoll nutzen zu können“.

Und auch beim Impfen gegen Covid-19 gehen die Meinungen erwartungsgemäß auseinander: Einige wollen keine Impfpflicht, andere eine Pflicht für jeden plus den „Schutz vor Drohungen und Angriffen von Impfgegnern“.

Hinweis:

Dieser Text gibt Auszüge aus der Umfrage wieder und entspricht nicht zwingend der Einschätzung von OptiMedis. Und haben Sie bitte Verständnis dafür, dass wir nicht alle Punkte aufnehmen konnten, sondern uns vorrangig auf die konzentriert haben, die mehrfach genannt wurden.

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