Liebe Leserinnen und Leser,
kann das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz DER Wendepunkt sein? Haben wir endlich die Möglichkeit, Versorgung auf regionaler Ebene nachhaltig zu verbessern? Die Chancen stehen nicht schlecht, denn zumindest geht das kurz „GVSG“ genannte Gesetz in die richtige Richtung, das zeigt der Referentenentwurf, der im Juni veröffentlicht wurde (mehr dazu in unserem Interview weiter unten). Viele Fragen sind allerdings noch offen und einige Regelungen müssen verändert werden – diesbezüglich freuen wir uns auch auf Vorschläge von Ihnen (per E-Mail an kommunikation@optimedis.de), die wir dann ggf. in den Anhörungen des Bundestags einbringen können.
Webinar: „Gesundheitskioske & Co. – welche Chancen bietet das GVSG für Kommunen?“
Kommunen und Landkreise, Krankenhäuser und andere Akteure im Gesundheitswesen sind verständlicherweise verunsichert, das hören wir immer wieder in unseren Gesprächen. Sie alle stehen vor der Frage, welche Möglichkeiten und Herausforderungen das Gesetz bringen wird, und wie sie schon jetzt am besten agieren können. Speziell für Kommunen bereiten wir daher ein zweiteiliges Live-Webinar mit dem Titel „Gesundheitskioske & Co. – welche Chancen bietet das GVSG für Kommunen?“ vor, in dem wir die wichtigsten Regelungen vorstellen und Fragen klären. Der erste Teil findet am 13. September 2023 von 15:30 bis 16:30 Uhr statt. Melden Sie sich gerne hier kostenfrei an!
Speziell für Krankenhäuser haben wir die zentralen Punkte in einem Artikel für die Fachzeitschrift dargestellt (Langfassung unter diesem Link, Erstveröffentlichung bei führen & wirtschaften, Ausgabe August).
Längeres Leben, weniger Kosten: OECD-Bericht bestätigt OptiMedis-Modell
Passend zum Thema „Versorgung verbessern“ hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) Ende Mai einen wegweisenden Bericht zu internationalen Modellen der „Integrierten Versorgung“ veröffentlicht, die das Potenzial für eine länderübergreifende Übertragung haben. Bei Ausweitung des Integrierten Versorgungsmodells von OptiMedis auf ganz Deutschland könnten laut Modellierungen der OECD von 2022 bis 2050 mehr als 146.000 Lebensjahre gewonnen und knapp 100.000 Lebensjahre mit Einschränkungen durch Behinderungen oder Erkrankungen vermieden werden. Es werden außerdem einzusparende Kosten von 4,6% errechnet – angewandt auf die aktuellen Gesundheitsausgaben der GKV von knapp 300 Mrd. Euro im Jahr 2023 entspräche die Ersparnis etwa 14 Mrd. Euro. Das ist das Zwei- bis Vierfache der Summe, die gerade kürzlich vom GKV-Spitzenverband als voraussichtliche Finanzlücke für 2024 berechnet worden ist. Mehr zu den Modellierungen der OECD lesen Sie weiter unten.
Tagung zur Ergebnisorientierung – Blick auf andere Sektoren
Wer Dinge verändern möchte, tut gut daran, über den Tellerrand zu schauen. Und das machen wir – ganz aktuell bei der Tagung „Das Ergebnis zählt“, die wir gemeinsam mit der B. Braun-Stiftung organisieren. Das Programm für den 21. November steht und wir freuen uns, dass wir renommierte Expert:innen gewinnen konnten, unter anderem aus den Bereichen Klima und Bildung. Denn wir wollen erfahren, wie wir von diesen Sektoren lernen und uns auch im Gesundheitswesen stärker an Ergebnissen orientieren können.
Die Chancen, Gesundheit nachhaltig zu verändern, sind da. Wir müssen sie nur ergreifen. Deshalb freuen wir uns darauf, auch in Zukunft mit Ihnen gemeinsam „Gesundheit weiterzudenken“ und die regionale Versorgung auf ein neues Level zu bringen!
Ihr Oliver Gröne
Stellv. Vorstandsvorsitzender OptiMedis
ThemenüberBLICK
Regionale Versorgung
20 Jahre OptiMedis: So schaffen wir eine faire Gesundheitsversorgung
Regionale Versorgung für Jeden: Von der Idee ins Gesetz – Interview
Live-Webinar „Gesundheitskioske & Co. – welche Chancen bietet das GVSG für Kommunen?“
Längeres Leben, weniger Kosten: OECD-Bericht bestätigt Versorgungsmodell von OptiMedis
OptiMedis übernimmt Geschäftsführung des Parkinson Netzwerke Deutschland e.V.
GesundheitsCampus Parade in der Lübecker Innenstadt: OptiMedis entwickelt Zukunftskonzept
Krankenhausreform: Vorschlag zur kooperativen belegärztlichen Versorgung
Gesunder Schwalm-Eder-Kreis+ unterstützt bei psychischer Belastung und Schlafproblemen
„ZusammenRücken“ im Gesunden Werra-Meißner-Kreis – Rückenlotsin Laura Heckmann im Interview
FORSCHUNG & INNOVATION
Zusammenarbeit mit über 100 Partnern für eine bessere Gesundheitsversorgung
Internationales
King's Fund-Studie deckt Schwächen des britischen Gesundheitssystems auf
Qualität und Nachhaltigkeit: WHO diskutiert Zukunft von Krankenhäusern in Aserbaidschan
Gebäude gesundheitsfördernd gestalten: HPH lädt zur Mitarbeit ein
Lesetipps, Stellenangebote & Veranstaltungen
Buchrezension: Mindful Doctor – Vision oder Fiktion?
Jahresbericht 2022 vom HPH-Netzwerk
Stellenangebot: Projekt und Versorgungsmanager:in
Fachtagung „Das Ergebnis zählt“ am 21. November 2023 in Berlin
Parkinson-Netzwerkkongress 2023 am 1. und 2. Dezember 2023 in Berlin
Termine
Publikationen
Medienberichte
20 Jahre OptiMedis
REGIONALE VERSORGUNG bei OptiMedis: So schaffen wir eine faire Gesundheitsversorgung
Die erste Ausgabe in unserem 20. Jubiläumsjahr widmete sich dem Bereich „Forschung & Innovation“. Dieses Mal geht es um konkrete Beispiele, wie sich „Regionale Versorgung“ gestalten und verbessern lässt. Lesen Sie beispielsweise, wie wir dazu beitragen, „Parkinson Netzwerke Deutschland e. V.“ als Dachorganisation für die rund 15 bestehenden deutschen Parkinson-Netzwerke auszubauen und die gemeinsame Arbeit auf eine neue Stufe zu heben. Außerdem geht es unter anderem um ein Zukunftskonzept für Belegkrankenhäuser, das wir im Rahmen unserer Arbeit für das Marien-Krankenhaus Lübeck entwickelt haben, und um neue Innovationsprogramme aus unseren Gesundheitsregionen.
Viele Infos zur Verbesserung der regionalen Versorgung haben wir für Sie neu zusammengestellt und strukturiert, unter anderem zum Aufbau von Gesundheitskiosken und kommunalen MVZ oder zu unserer Online-Plattform DIGILO, einem digitalen Gesundheitslotsen.
Hier ein Überblick über unsere neuen Info-Flyer und Broschüren:
Weitere Infos rund um unsere Arbeit im Bereich „Regionale Versorgung“ finden Sie hier auf unserer Website.
REGIONALE VERSORGUNG
Regionale Versorgung für Jeden: Von der Idee ins Gesetz – Interview
Lange haben wir darauf gewartet, nun liegt der Referentenentwurf für das neue „Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsversorgung in der Kommune (Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz – GVSG)“ vor. Er gibt Richtungen vor, aber vieles ist noch ungeklärt. Anja Stührenberg (ehemals Klose), Projekt- und Versorgungsmanagerin, und Dr. h. c. Helmut Hildebrandt, Vorstandsvorsitzender von OptiMedis, beantworten im Interview unsere Fragen.
Helmut, warum brauchen wir überhaupt ein neues Gesetz?
Helmut Hildebrandt: Die Transformation hin zu einem nachhaltigen, patientenorientierten und vernetzten Gesundheitssystem ist nötig – allein deshalb, weil es sonst zwangsläufig zu Rationierungen kommen wird, die sich schon heute an immer mehr Stellen offenbaren. Die Krankheits- und Pflegelast wird in Zukunft stark steigen, während immer mehr Fachkräfte fehlen. Was wir brauchen, ist der Fokus auf die Bedarfe der Menschen vor Ort, und dafür kann das Gesetz die Rahmenbedingungen schaffen.
Anja, warum ist die Regionalität so wichtig?

Anja Stührenberg, Projekt- & Versorgungsmanagerin OptiMedis
Anja Stührenberg: Ganz pragmatisch lässt sich die Notwendigkeit einer regionalen Perspektive an zwei Beispielen zeigen. Stellen wir uns zuerst einen 84-jährigen Mann vor, der in einer ländlichen Region lebt und Diabetes hat. Seit kurzem kann er den 30 Kilometer langen Weg zu seinem Hausarzt nicht mehr allein bewältigen und auch psychisch geht es ihm schlecht, weil er kaum noch Kontakte zu anderen Menschen hat. Dagegen würde die Situation in einem abgelegenen Stadtteil einer deutschen Großstadt wie Berlin, Köln, Hamburg oder München eher so aussehen: Eine 28-jährige Frau, die kaum Deutsch spricht und deren soziale Situation man als prekär beschreiben würde, hat schon seit ein paar Tagen starke Bauchschmerzen, weiß aber nicht, an wen sie sich wenden kann. Schließlich geht sie in die Notaufnahme des nahegelegenen Krankenhauses.
Diese Beispiele sind völlig unterschiedlich, aber sie zeigen eindrücklich, dass vielen Menschen der Zugang zum Gesundheits- und Sozialsystem nur schwer möglich ist oder sie nicht wissen, an wen sie sich in welcher Situation wenden sollen. Die Folgen sind persönliches Leid und hohe Kosten für die Gemeinschaft, zum Beispiel durch unzureichend behandelte Chroniker oder vermeidbare Klinikeinweisungen. Deshalb brauchen wir neue gesetzliche Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, Versorgung und Angebote auf die Bedürfnisse der Menschen vor Ort auszurichten.
Worum geht es denn konkret im Referentenentwurf?

Dr. h.c. Helmut Hildebrandt, Vorstandsvorsitzender OptiMedis
Welche Vorteile bringen die neuen Regelungen?
Anja Stührenberg: In erster Linie haben die Bürger:innen einer Kommune oder eines Landkreises den Vorteil, dass die Unterstützung sehr viel mehr auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet werden kann. Aber es bieten sich auch neue Möglichkeiten für Landkreise und insbesondere die Kommunen, sich mit Akteuren vor Ort gemeinsam an der Prävention und der Versorgung zu beteiligen. Dabei sind Arztpraxen, Krankenhäuser, Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, kommunale Dienste, der öffentliche Gesundheitsdienst sowie ehrenamtliche und hauptamtliche Strukturen gleichermaßen wichtig, um ein regionales Netzwerk aufzubauen, Präventions- und Versorgungskonzepte wie Gesundheitskioske oder Primärversorgungszentren anschlussfähig zu machen und dabei perspektivisch sogar eine ganze Gesundheitsregion zu entwickeln. Diese Netzwerkstrukturen sind also unerlässlich und sie müssen gut organisiert sein. Dann ermöglichen sie die Reduktion von Krankheiten genauso wie ein besseres Management von bestehenden Erkrankungen. Sie ermöglichen beispielsweise geschlossene Versorgungspfade für die Menschen und entlasten Arztpraxen oder überfüllte Kliniken. Auch für die Attraktivität eines Standortes – was wichtig ist, um Fachpersonal anzuwerben – spielt ein funktionierendes Netzwerk eine entscheidende Rolle.
Bessere Versorgung, Entlastung für Praxen und Krankenhäuser – wie geht das konkret?
Anja Stührenberg: Gehen wir zurück zu dem Beispiel des 84-jährigen Diabetes-Patienten, der den Weg zum Arzt nicht mehr bewältigen kann. Er bekommt von seinem Arzt ein telemedizinisches Monitoring verschrieben, sodass er in der Regel nur noch alle paar Monate in die Praxis kommen muss und sich regelmäßig per Videosprechstunde mit ihm austauschen kann. Die Blutzuckerwerte und das Ernährungsprotokoll werden automatisiert an die Praxis übermittelt. Weil er mit der Handhabung etwas überfordert ist, wird er vom nahegelegenen Gesundheitskiosk unterstützt. Eine Mitarbeiterin berät ihn und ist mit seinem Einverständnis bei den Videosprechstunden mit dem Arzt dabei. Außerdem empfiehlt sie ihm, an einem Ernährungs- und Bewegungskurs für Senioren teilzunehmen, in dem er neue Kontakte knüpft, wodurch es ihm auch psychisch sehr viel besser geht.
Stichwort Gesundheitskiosk – was sieht das Gesetz dafür vor?
Helmut Hildebrandt: Der Referentenentwurf beschreibt schon in der Überschrift des § 65g die Zielsetzung: „Niedrigschwellige Beratungsangebote von Krankenkassen und Kommunen über medizinische Behandlung und Prävention in Bedarfsregionen (Gesundheitskiosk)“. In der weiteren Textfassung wird die Ausrichtung auf „sozial benachteiligte Regionen“ eingegrenzt. Hier stellt sich die Frage, ob diese Eingrenzung, die möglichweise zu allerlei Interpretations-Auseinandersetzungen führen kann, überhaupt nötig ist. Denn da die Kommunen eigenes Geld investieren müssen, werden sie auch sicherlich keine Kioske planen, die überflüssig sind.
Das Initiativrecht zur Gründung von Kiosken soll wie schon erwähnt bei den Kreisen bzw. kreisfreien Städten liegen. Krankenkassen sind aber nur dazu verpflichtet, wenn sich der Kreis bzw. die kreisfreie Stadt an dem Versorgungskonzept beteiligt und eine enge Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Gesundheitsdienst gewährleistet wird. Der Gesetzentwurf gibt in der Erläuterung zur Kostenrelevanz außerdem zirka 400.000 Euro als nicht bindende Orientierungsgröße für die jährlichen Kosten eines Kiosks an, fordert eine enge Vernetzung mit dem Sozialraum und den Gesundheitsakteuren, lässt aber die konkrete Ausgestaltung offen. Auch die möglichen Träger für die Kioske sind in dem Entwurf nicht näher definiert.
Die Aufgaben werden dagegen recht genau beschrieben. Als mittelfristige Perspektive wird zum Beispiel die Möglichkeit dargestellt, dass in den Kiosken „entsprechend qualifiziertes Pflegepersonal“ medizinische Routineleistungen erbringt. Als Voraussetzung werden die Veranlassung und die Verantwortung der Leistungen durch Ärzte genannt, wobei sowohl Ärzte gemeint sind, die an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmen, als auch Ärzte des ÖGD.
Macht es Sinn, mit einem einzelnen Gesundheitskiosk zu starten?
Anja Stührenberg: Gesundheitskioske sind gut umzusetzen, erreichen die Menschen vor Ort durch niedrigschwelligen Zugang, fördern Gesundheit, verbinden soziale und medizinische Strukturen und entlasten Versorgende deutlich, wie das Beispiel weiter oben zeigt. Dadurch können sie der erste Stein sein, der eine regionale Verbesserung der Gesundheitsversorgung ins Rollen bringt. Und da die Kommunen wie beschrieben das Initiativrecht zur Errichtung eines oder auch mehrerer Kioske haben, haben sie eine gute Chance, diesen Stein ins Rollen zu bringen. Wichtig dabei ist, dass die Kioske an weitere Strukturen wie medizinische oder primäre Versorgungszentren, Krankenhausstrukturen, den öffentlichen Gesundheitsdienst und weitere wichtige kommunale wie auch soziale Hilfesysteme angebunden sind und damit Teil eines Gesundheitsnetzwerks werden, das sich perspektivisch zu einer Gesundheitsregion entwickeln kann.
Übrigens: Vertreter:innen von Kommunen und Landkreisen, die sich für dieses Thema und die neuen Regelungen des GVSG interessieren, sind herzlich eingeladen, an unserem Webinar am 13. September teilzunehmen.
Vielen Dank an euch Beide!
Lesen und hören Sie passend zum Thema:
- Tagesspiegel Background: Neustart für ein nachhaltiges Gesundheitswesen
- Podcast Ärzte Zeitung zum Thema GVSG
- Weitere Infos zum Thema Gesundheitskiosk / Starterpaket
Oder melden Sie sich zu unserem aktuellen Webinar an!
„Gesundheitskioske & Co. – welche Chancen bietet das GVSG für Kommunen?“, 13. September 2023, 15:30 bis 16:30 Uhr
Anmeldung und weitere Informationen unter: www.optimedis.de/events/webinar-gvsg
Längeres Leben, weniger Kosten: OECD-Bericht bestätigt Versorgungsmodell von OptiMedis
Bei Ausweitung des integrierten Versorgungsmodells von OptiMedis auf ganz Deutschland könnten laut Modellierungen der internationalen Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) von 2022 bis 2050 mehr als 146.000 Lebensjahre gewonnen und knapp 100.000 Lebensjahre mit Einschränkungen durch Behinderungen oder Erkrankungen vermieden werden.
Die OECD hat im Mai 2023 einen wegweisenden Bericht (Integrating Care to Prevent and Manage Chronic Diseases: Best Practices in Public Health) zu integrierten Versorgungsmodellen veröffentlicht, die das Potenzial für eine länderübergreifende Übertragung haben. Die internationalen Best-Practice-Beispiele – darunter das OptiMedis-Modell – wurden anhand der Kriterien Wirksamkeit, Effizienz, Gerechtigkeit, Qualität der Evidenz und Umfang der Versorgung ausgewählt und die langfristigen Ergebnisse einer länderübergreifenden Übertragung modelliert.
OECD-Modellierungen verdeutlichen enormes Potenzial: Mehr Lebensjahre, aber deutlich weniger Kosten

Die OECD zeigt: In den Jahren von 2022 bis 2050 mehr als 146.000 Le-bensjahre gewonnen und knapp 100.000 Lebensjahre mit Einschränkun-gen durch Behinderungen oder Erkrankungen vermieden werden, wenn das OptiMedis-Model auf ganz Deutschland ausgeweitet wird. Foto: istock.com/Geber86
Die OECD betont neben der hohen Wirksamkeit des Versorgungsmodells auch dessen Effizienz: Laut den Berechnungen könnte die Einführung des OptiMedis-Modells in ganz Deutschland bis zum Jahr 2050 zu kumulativen Einsparungen von Gesundheitsausgaben in Höhe von rund 3.500 € pro Person führen. Auf Ebene der EU-27-Länder wird geschätzt, dass die jährlichen Einsparungen bei den Gesundheitsausgaben im Verhältnis zu den gesamten Gesundheitsausgaben durchschnittlich 4 % und in Deutschland sogar 4,6 % betragen. Angewandt auf die aktuellen Gesundheitsausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) von knapp 300 Mrd. Euro im Jahr 2023 entspricht die Ersparnis etwa 14 Mrd. Euro.
Gesundheitliche Ungleichheiten erfolgreich bekämpfen – Gesundheitskioske fördern
Gleichzeitig hebt der OECD-Bericht das Potenzial des Modells zur Reduzierung gesundheitlicher Ungleichheiten hervor. Gesundheitslots:innen und Gesundheitskioske werden als entscheidende Elemente genannt, um einen bedürfnisorientierten und niedrigschwelligen Zugang zu Versorgungsleistungen zu ermöglichen. Da komplexe Gesundheitsbedürfnisse bei vulnerablen Gruppen stärker ausgeprägt sind, kann das integrierte Versorgungsmodell diesen Gruppen einen besonders großen Nutzen bringen. Die OECD empfiehlt daher die Implementierung von Gesundheitskiosken in geeigneten Regionen und die Förderung von Gesundheitskompetenzen bei benachteiligten Gruppen, um die Inanspruchnahme von Versorgungsangeboten und Einschreibequoten weiter zu fördern.
Früherer Zugang für Patient:innen – Entscheidungsträger:innen sind gefragt
Um die Leistung des OptiMedis-Modells und ähnlicher Modelle weiter zu verbessern, könnten noch mehr Maßnahmen ergriffen werden, um Patient:innen mit einem hohen Risiko für komplexe Gesundheitsbedürfnisse besser zu erreichen. So sollten die Menschen früher Zugang zu Präventionsprogrammen erhalten, damit bessere Gesundheitsergebnisse erreicht und gleichzeitig Kosten gesenkt werden können.
Hier geht es zum OECD-Bericht: Integrating Care to Prevent and Manage Chronic Diseases: Best Practices in Public Health
OptiMedis übernimmt Geschäftsführung des Parkinson Netzwerke Deutschland e.V.
Mehr Lebensqualität für Menschen mit Parkinson und deren Angehörige dank einer multidisziplinären und patientenzentrierten Versorgung: Mit diesem Ziel treibt der Verein „Parkinson Netzwerke Deutschland e.V.“ die Etablierung von regionalen und überregionalen Parkinson-Netzwerken voran. Seit Mai dieses Jahres managt OptiMedis die Aktivitäten und Geschäfte des Vereins.

Mehr als 100 Teilnehmer:innen haben sich beim multi-professionellen Treffen der Parkinsonnetzwerke Osnab-rück+ und Münsterland+ in der Akademie des Klinikums Osnabrück zusammengefunden. Foto: Klinikum Osnab-rück/Jens Lintel
Expertise verknüpfen, Grenzen überwinden
Mehr als 100 Teilnehmer:innen haben sich beim multi-professionellen Treffen der Parkinsonnetzwerke Osnab-rück+ und Münsterland+ in der Akademie des Klinikums Osnabrück zusammengefunden. Foto: Klinikum Osnab-rück/Jens Lintel[/caption]Darüber hinaus soll die multidisziplinäre Zusammenarbeit digitaler und der Wissensaustausch noch intensiver werden. Der Verein kümmert sich dafür beispielsweise um die Bereitstellung einer entsprechenden Online-Plattform, steigert die Sichtbarkeit der einzelnen Netzwerke, begleitet die Entwicklung neuer Behandlungspfade, führt wissenschaftliche Analysen durch und macht sich politisch für innovative Versorgungsmodelle, insbesondere im Bereich der neurodegenerativen Erkrankungen, stark.
Am 1. und 2. Dezember folgt dann für die Fachszene das alljährliche Highlight des Netzwerkjahres: Gemeinsam nutzen die Expert:innen beim Parkinson-Netzwerkkongress 2023 wieder die Möglichkeit, Erfahrungen aus den einzelnen regionalen Netzen auszutauschen, neue Ideen auf den Weg zu bringen und bisherige Erfolge zu feiern.
Anmeldung zum Kongress unter www.optimedis.de/events/parkinson-netzwerkkongress-2023
Weitere Informationen unter www.parkinsonnetzwerkdeutschland.de
Ihre Ansprechpartnerinnen bei OptiMedis sind Dr. Eva Catalá-Lehnen und Carina Lummer (pnd@optimedis.de).
GesundheitsCampus Parade in der Lübecker Innenstadt: OptiMedis entwickelt Zukunftskonzept
Das Marien-Krankenhaus Lübeck muss für die Zukunft neu aufgestellt werden. OptiMedis wurde von der Stadt Lübeck beauftragt, ein Konzept für eine nachhaltige Nutzung des Standorts zu erstellen und die Verhandlungen zu führen. Hintergrund ist, dass die Geburtshilfe des Marien-Krankenhauses an das Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) übergeht.

Das Marien-Krankenhaus in Lübeck. Foto: Manfred Uhlig
Für den GesundheitsCampus sind perspektivisch auch noch im Gespräch: eine Kurzzeit- und Verhinderungspflegeeinrichtung, eine Stationäre Pflege sowie eine Einrichtung der Kurz- und Übergangsversorgung (Level Ii-Einrichtung nach Krankenhausplan), sofern diese Leistungsform mit der kommenden Krankenhausreform eingeführt wird.
Der Übergang an das UKSH war ursprünglich für den 1. Oktober geplant. Aufgrund der sich verschärfenden Personalsituation am Marien-Krankenhaus haben sich die Partner nun darauf geeinigt, dass schon ab dem 10. Juli alle Frauen im UKSH entbunden werden.
*Ergänzung 31.8.2023: Ein Konzept für die Nachnutzung wurde ausgearbeitet und ein Angebot des Bad Schwartauer Helios Agnes Karll Krankenhauses für die Fortsetzung der belegärztlichen Eingriffe im Marien Krankenhaus als Außenstelle wurde eingeholt. Für die Klärung der krankenhausplanerischen Rahmenbedingungen erwies sich der Zeitraum allerdings als zu kurz, sodass die belegärztliche Tätigkeit ab dem 1. Oktobernicht mehr am Standort Parade durchgeführt werden kann. Die Gespräche der Beteiligten werden fortgesetzt, mit dem Ziel, die weitere belegärztliche Versorgung in anderen Modellen bestmöglich zu sichern. Eine gesundheitlich-pflegerische Nutzung des Standorts wird weiter vorgesehen.
Krankenhausreform: Vorschlag zur kooperativen belegärztlichen Versorgung
Im Auftrag der Stadt Lübeck zur Konsultation des Gesundheitsministers Prof. Karl Lauterbach und weiterer Bundestagsabgeordneter hat OptiMedis – rechtzeitig vor der entscheidenden Bund-Länder-Sitzung – einen Reformvorschlag für die Krankenhausreform erarbeitet. Der Titel: „Mobilisierung der belegärztlich-vertragsärztlichen Versorgung als Teil der Krankenhausreform – Ein Reformvorschlag aus Lübeck“.
Belegkrankenhäuser mit ihrem per se sektorenübergreifenden Arbeiten waren in den Eckpunktepapieren und den Betrachtungen der Reformkommission nur auf dem Level Ii diskutiert und von mehreren Bundesländern vollständig in Frage gestellt worden. OptiMedis betont dagegen in dem Vorschlag das Konzept der „kooperativen Belegabteilungen“, die von mehreren Vertragsärzt:innen in gemeinsamer Gesamtverantwortung geführt werden. Das Ziel: Erfüllung der gleichen Qualitätskriterien und Strukturvoraussetzungen für die Zuordnung einer Leistungsgruppe wie klassische Hauptabteilungen.
Keine Trennung von vertragsärztlicher und stationär-hauptamtlicher Versorgung

OptiMedis hat einen Reformvorschlag für die Krankenhausreform erarbeitet Foto: istock.com/katleho Seisa
Des Weiteren schlägt OptiMedis vor, die telemedizinische Verknüpfung für alle Krankenhauslevel zu einer zentralen Strukturvoraussetzung zu definieren, die Zahl der ambulanten Leistungen in die Diskussion der Zuweisung der Leistungsgruppen zu nutzen und die Belegärzt:innen bei der Neuregelung der speziellen sektorengleichen Vergütung mit zu berücksichtigen.
Die Ausarbeitung wurde mit dafür genutzt, so wurde es uns mitgeteilt, das Thema Belegkrankenhäuser in den letzten, mit den Ländern geeinten Eckpunkten der Krankenhausreform weiterhin zu behalten und für weitere Diskussionen vorzusehen.
Herzlichen Dank an die Stadt Lübeck, die es uns erlaubt hat, die Ausarbeitung unter folgendem Link Interessenten zur Verfügung stellen zu können: Download Reformvorschlag.
Gesunder Schwalm-Eder-Kreis+ unterstützt bei psychischer Belastung und Schlafproblemen
Das nordhessische Gesundheitsnetzwerk Gesunder Schwalm-Eder-Kreis+ hat zwei neue Versorgungsprogramme zu relevanten Gesundheitsthemen an den Start gebracht: Via Telecoaching bekommen Mitglieder konkrete Unterstützung bei andauernder hoher Belastung und in kritischen Lebenslagen. Und mithilfe des Programms „Gesunder Schlaf“ inklusive medizinischem Schlafscreening und umfangreicher Beratung wird ein besseres Ein- und Durchschlafen gefördert.
Ein vertraulicher Rahmen, eine neue Perspektive und Ansatzpunkte für neue Tat- und Entschlusskraft – mit dem psychologischen Telecoaching bekommen Teilnehmer:innen des Versorgungsprogramms sofortige und lösungsorientierte Beratung in Krisensituationen.
Unbürokratische und individuelle Beratung am Telefon

Melanie Bernhard von „Mareko“ ist ausgebildete psychologische Berate-rin und Netzwerkpartnerin des Gesunden Schwalm-Eder-Kreises+. Foto: Mareko
Bei der telefonischen Beratung bekommt jede:r Teilnehmer:in so viel Zeit, wie für eine Verbesserung der Situation benötigt wird. „Das kann wenige Termine oder regelmäßige Treffen innerhalb eines Jahres umfassen“, berichtet Gesundheits- und Versorgungsmanagerin Bianca Rösing, die das Angebot im Gesundheitsnetzwerk betreut. Bei Bedarf wird den Teilnehmer:innen die Inanspruchnahme therapeutischer Unterstützung empfohlen.
Weitere Informationen zum Programm gibt es hier.
Das Schlafverhalten im Blick

Julia Brand ist Gesundheits- und Versorgungsmanagerin des Gesun-den Schwalm-Eder-Kreises+ und ausgebildete Schlafberaterin. Foto: Gesunder Schwalm-Eder-Kreis+
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit eines Schlafscreenings. Dafür werden mit einem medizinischen Schlafscreening-Gerät ganz bequem zu Hause für eine Nacht verschiedene Daten erhoben. Das Screening dient dazu, zum Beispiel nächtliche Atemaussetzer zu identifizieren. Bei Auffälligkeiten wird zur weiteren Abklärung an den entsprechenden Hausarzt verwiesen. Gleichzeitig werden andere medizinische Parameter wie der Puls und die Sauerstoffsättigung im Blut erhoben – mithilfe dieser Analyse kann die Schlafintervention optimiert werden.
Hier gibt es weitere Informationen zum Versorgungsprogramm. Mehr zu den weiteren Aktivitäten von Gesunder Schwalm-Eder-Kreis+ finden Sie auf der Website.
„ZusammenRücken“ im Gesunden Werra-Meißner-Kreis – Rückenlotsin Laura Heckmann im Interview
Sportwissenschaftlerin Laura Heckmann ist als Rückenlotsin im Gesunden Werra-Meißner-Kreis unterwegs. Ihr Ziel ist es, Menschen zu ermutigen, selbst aktiv gegen ihre Rückenschmerzen vorzugehen. Sie unterstützt sie dabei, langfristige Lösungen zu finden und begleitet sie auf ihrem Weg in eine schmerzfreiere Zukunft.
Laura, als Rückenlotsin unterstützt du Menschen mit Rückenschmerzen. Wie machst du das?
Meine Hauptaufgabe sehe ich darin, Menschen zu ermutigen, aktiv gegen ihre Rückenschmerzen vorzugehen. Viele Betroffene haben bereits verschiedene Maßnahmen ausprobiert, aber der positive Effekt hat nur so lange angehalten, wie sie aktiv dabei waren. Mein Ziel ist es, sie zu motivieren, dranzubleiben, und sie gegebenenfalls bei der Suche nach Facharztterminen zu unterstützen.
Wie gestaltet sich deine Zusammenarbeit mit den Patient:innen?

Laura Heckmann ist Sportwissenschaftle-rin und als Rückenlotsin im Gesunden Werra-Meißner-Kreis aktiv. Bild: privat
Wie wird das Programm von den Menschen in der Region angenommen?
Die Resonanz auf das Programm ist sehr positiv. Im Winter haben wir mehr Teilnehmer:innen als im Sommer, was jedoch bei Gesundheits- und Bewegungsprogrammen ganz normal ist. Ich bin auch fest davon überzeugt, dass der Bedarf an einer solchen Unterstützung noch größer werden wird, besonders angesichts von vermehrtem Home-Office und anderen Lebensumständen, die Rückenschmerzen begünstigen können.
Worauf kommt es aus deiner Erfahrung besonders an?
Häufig wissen die Patient:innen bereits selbst, dass mehr Bewegung und gezielte Übungen ihre Beschwerden verbessern können. Meine Unterstützung motiviert sie, dieses Wissen in ihrem Alltag praktisch umzusetzen. In anderen Fällen bedarf es einer Folgeberatung, um weiter an den Routinen zu arbeiten und sie letztendlich umzusetzen. In beiden Fällen sind die positiven Veränderungen spürbar und motivieren die Teilnehmer, ihren Weg zu einem gesünderen Rücken konsequent fortzusetzen.
Weitere Informationen rund um das vielfältige Angebot des Gesunden Werra-Meißner-Kreises finden Sie hier.
Forschung & Innovation
Antrittsvorlesung: Wie Gesundheitssysteme das Klima beeinflussen
Prof. Dr. Oliver Gröne hatte im Juni seine Antrittsvorlesung an der Universität Witten/Herdecke als außerplanmäßiger Professor. Sein Thema: „Gesundheitssysteme im Wandel: Wie können sie zur planetaren Gesundheit beitragen?“.

Prof. Dr. Oliver Groene (li.) und Univ.-Prof. Dr. Dirk Sauerland bei Grönes Antritts-rede an der Universität Witten/Herdecke. Foto: Universität Witten/Herdecke
Positiv sieht Gröne, dass aus dem Wandel der Gesundheitssysteme ein Reformdruck entstehe, der neue Möglichkeiten zur Reduktion der CO2-äquivalenten Emissionen biete. Gröne, der sich innerhalb der Versorgungsforschung seit einigen Jahren mit dem Klimaimpact des Gesundheitssystems beschäftigt, sieht dazu viele Ansätze bei seinen aktuellen Forschungsprojekten – beispielsweise in der Verbesserung der Ergebnisqualität in der Chirurgie, in der Nutzenbewertung von Gesundheitstechnologien (HTA) und im Kontext von Gesundheitsförderung. Er betont: „Es gibt zahlreiche Strategien zur Reduktion der CO2-äquivalenten Emissionen. Neben den bekannten Maßnahmen wie der Verbesserung von Energieeffizienz und der Vermeidung schädlicher Narkosegase muss in der Zukunft noch stärker auf die Patientenpfade fokussiert werden, die langfristig höheres Potenzial zur Emissionsreduktion bieten als Maßnahmen, die auf bestehende Institutionen und Versorgungsketten abzielen.“
ZUSAMMENARBEIT MIT ÜBER 100 PARTNERN FÜR EINE BESSERE GESUNDHEITSVERSORGUNG
Wir stellen uns den komplexen Aufgaben der Qualitätsförderung im nationalen und internationalen Gesundheitswesen. In Zusammenarbeit mit über 100 Partnern arbeiten wir an (EU-)Forschungsprojekten und entwickeln Interventionen für eine bessere Gesundheitsversorgung. Zu den laufenden Projekten gehören zum Beispiel ASCERTAIN, ADLIFE und SAFEST. Lernen Sie unsere Forschungsprojekte und -partner kennen.
Stellenangebot
Wir suchen dich – Projekt- und Versorgungsmanager:in
Unser Team braucht Verstärkung: Gesucht ist ein:e Projekt- & Versorgungsmanager:in zum 1. Dezember 2023, zunächst befristet für zwölf Monate. Unser Team konzipiert und realisiert Versorgungskonzepte für Akteure aus dem Gesundheitswesen oder für Kommunen. Die Grundlage hierfür bilden Primär- und Sekundärdaten aus der jeweiligen Region. Mithilfe von Einzel- oder Gruppentreffen runden wir die Analysen ab und ziehen daraus Konsequenzen für die regionale Versorgung. Darauf aufbauend konzipieren wir regionale Versorgungskonzepte und setzen sie um – u. a. kommunale Medizinische Versorgungszentren oder Case Management-Programme. Dabei greifen wir auf unser bundesweites Netzwerk zurück. Die Evaluation und Optimierung der Maßnahmen runden unsere Aufgaben ab.
Unsere Stelle passt zu dir? Dann freuen wir uns auf deine vollständige Bewerbung inklusive Gehaltsvorstellung – vorzugsweise per E-Mail – an jobs@optimedis.de! Dein Ansprechpartner ist Ulf Werner.
OptiMedis evaluiert AGATHE-Programm in Thüringen
Einsamkeit ist ein ernstzunehmendes soziales Problem, das u. a. ältere Menschen betrifft, und sich während der Corona-Pandemie aufgrund der Kontaktbeschränkungen verstärkt hatte. Die Folgen für die psychische und physische Gesundheit sind schwerwiegend. So haben Studien gezeigt, dass einsame Menschen ein erhöhtes Risiko für Depressionen, Angstzustände, kognitive Beeinträchtigungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und andere gesundheitliche Probleme haben. Deshalb ist es so wichtig, die Teilhabe älterer Menschen zu fördern und ihre Selbständigkeit so lange wie möglich zu erhalten. OptiMedis evaluiert AGATHE-Programm in Thüringen
Hier setzt das Programm AGATHE „Älter werden in der Gemeinschaft – Thüringer Initiative gegen Einsamkeit“ an, entwickelt vom Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie. OptiMedis hat vom Ministerium den Auftrag bekommen, das Programm zu evaluieren.
Die Thüringer Landesregierung will mit dem Projekt rund 210.000 Menschen über 63 Jahre, die alleine leben, die Möglichkeit geben, wieder mehr am Leben in ihrer Umgebung teilzunehmen. Sie werden von AGATHE-Fachkräften auf Wunsch beraten, die zum Beispiel passende Angebote und Informationen über das örtliche Beratungs- und Hilfesystem vermitteln. Seit 2021 wird das Programm in ausgewählten Sozialräumen von 11 Landkreisen bzw. kreisfreien Städten Thüringens umgesetzt, u. a. auch im Unstrut-Hainich-Kreis, wo OptiMedis über die Gesundes Landleben GmbH den Aufbau und Betrieb mehrerer Gesundheitskioske begleitet.
Nutzen und fördernde Faktoren identifizieren
Die Evaluation läuft über ein Jahr, Start war im April 2023. Das Ziel ist, den Nutzen des Programms zu bestimmen sowie Faktoren zu identifizieren, die die Implementierung fördern oder behindern. Hierzu führt das Team von OptiMedis über 120 Interviews mit den am Programm teilnehmenden Senior:innen, AGATHE-Fachkräften, Mitwirkenden im Netzwerk des Programms sowie Vertreter:innen der Kommunen, die beteiligt sind. Nach der Auswertung und Aufbereitung der Interviews geht es in der zweiten Phase der Evaluation um die Einordnung der Ergebnisse, beispielsweise über Diskussionsrunden mit regionalen Fokusgruppen. Zum Schluss werden auf Grundlage der Ergebnisse und Diskussionen mit allen Beteiligten praxisorientierte Handlungsempfehlungen abgeleitet.
Weitere Informationen zum AGATHE-Programm: www.agathe-thueringen.de
Internationales
King’s Fund-Studie deckt Schwächen des britischen Gesundheitssystems auf
Eine neue Studie des King’s Fund vergleicht das britische Gesundheitssystem mit dem anderer Länder in Europa. Zu den Unterschieden zwischen Deutschland und England wurde Prof. Dr. Oliver Gröne, stellvertretender Vorstandsvorsitzender OptiMedis, interviewt.
Obwohl das NHS den Menschen einen guten Schutz vor finanziellen Folgen bietet und zu den effizientesten Systemen gehört, zeigt die Studie, dass das Vereinigte Königreich bei wichtigen Gesundheitsindikatoren wie Krebsüberlebensraten und Lebenserwartung deutlich unter dem Durchschnitt liegt. Es gibt auch signifikante Defizite in Bezug auf die Anzahl von medizinischem Fachpersonal und die Ausstattung mit physischen Ressourcen wie Scannern.
Im Vergleich mit Deutschland hob Oliver Gröne unter anderem hervor, dass Wartezeiten für den Zugang zur stationären Versorgung hier deutlich weniger ausgeprägt sind. Die Kapazität für Krankenhausleistungen sei größer als im NHS, dies habe auch bei der Bewältigung der COVID-19 Pandemie in Deutschland geholfen. In der primärärztlichen Versorgung existiere im NHS ein funktionierendes Gatekeeping-System. Dass in Deutschland Patient:innen eigenständig mehrere Ärzte konsultieren können, ist laut Gröne nicht nur teuer, sondern auch im Hinblick auf die Versorgungsqualität nicht immer die beste Wahl.
Nationale Datenbanken von Vorteil
Eine Stärke des britischen Systems sieht Gröne im Einsatz von nationalen Datenbanken und klinischen Audit-Registern, die seit vielen Jahren standardisierte und öffentlich zugängliche Daten zur Versorgungsqualität bieten. Das deutsche Gesundheitssystem habe hingegen keine klare Ausrichtung auf Ergebnisse und national standardisierte Erhebungen zu Erfahrungen mit der Versorgung aus Patientensicht (PREMs) oder Bewertungen der Ergebnisqualität aus Patientensicht (PROMs) fehlten.
Die vollständige Studie des King’s Fund bietet detaillierte Informationen zu den verglichenen Gesundheitssystemen, hier geht es zum Download: How does the NHS compare to the health care systems of other countries (kingsfund.org.uk)
Das Interview mit Prof. Dr. Oliver Gröne findet sich auf Seite 93ff.
Qualität und Nachhaltigkeit: WHO diskutiert Zukunft von Krankenhäusern in Aserbaidschan
Das Regionalbüro der WHO für Europa hat im Juni gemeinsam mit dem aserbaidschanischen Gesundheitsministerium in Baku eine hochrangige Regionaltagung zur Zukunft von Krankenhäusern veranstaltet.
Unter dem Motto „Zweckmäßige Krankenhäuser: Vorrang für Qualität und Nachhaltigkeit, um den Anforderungen der modernen Gesundheitsversorgung gerecht zu werden“ kamen Regierungsvertreter, Krankenhausfachleute und Partner aus der gesamten Europäischen Region der WHO zusammen, um die wichtigsten Herausforderungen zu erörtern, vor denen die Krankenhäuser in der Region stehen. Prof. Dr. Oliver Gröne, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von OptiMedis, war für das International Network of Health Promoting Hospitals and Health Services (HPH) als Referent dabei und diskutierte gemeinsam mit anderen Teilnehmer:innen die aktuellen Herausforderungen, vor denen Krankenhäuser heute stehen, insbesondere in Mittel- und Osteuropa. Dazu gehörten Themen wie Kosten- und Ressourcenmanagement, der Zugang zur Versorgung für gefährdete Bevölkerungsgruppen und die Anpassung an Fortschritte in der Medizintechnik. Das Ziel der Tagung bestand darin, eine gemeinsame Vision für die Rolle von Krankenhäusern in Gesundheitssystemen zu entwickeln. Dabei stand die Verbesserung der Krankenhausleistungen und die Gewährleistung einer hochwertigen Versorgung für alle Patient:innen im Mittelpunkt. Strategien zur Gesundheitsförderung müssten dabei noch viel stärker berücksichtigt werden, auch im Kontext der Krankenhausversorgung.
Hier geht es zur Aufzeichnung der Veranstaltung: WHO/Europe regional meeting on fit-for-purpose hospitals
Gebäude gesundheitsfördernd gestalten: HPH lädt zur Mitarbeit ein
Die Taskforce „Health Promoting Built Environment“ des International Network of Health Promoting Hospitals and Health Services (HPH) sucht Mitarbeiter:innen aus Krankenhäusern und Gesundheitsorganisationen, die Erfahrung in der Planung und Gestaltung von Einrichtungen haben. Ziel ist die Entwicklung umfassender Leitlinien für andere Gesundheitseinrichtungen.
Unter Leitung von Dr. Elke Miedema sammelt die Taskforce Wissen über die Gestaltung von Gebäuden für gesundheitsfördernde Krankenhäuser und Gesundheitsdienste. Jeder ist willkommen – die Teilnehmer:innen müssen keine Mitglieder des internationalen HPH-Netzwerks sein.
Teilen Sie Ihr Fachwissen!
Kontaktieren Sie die Taskforce Leitung Dr. Elke Miedema per E-Mail: studioelkemiedema@gmail.com.
Die Kommunikation erfolgt auf Englisch.
LEsetipps
Mindful Doctor – Vision oder Fiktion?
Buchrezension von Dr. med. Hanno Ullrich zu „Mindful Doctor“ von Alvar Mollik (Hrsg.)
Dr. med. Hanno Ullrich ist medizinischer Berater bei OptiMedis und dem regionalen Gesundheitsnetzwerk Gesunder Werra-Meißner-Kreis. Er vertritt die Perspektive aus der derzeitigen, direkten Patientenversorgung auf die entstehenden regionalen Versorgungsprogramme. Ullrich ist derzeit als Arzt in Weiterbildung in einer internistischen Akutklinik beschäftigt und strebt den Facharzt für Allgemeinmedizin an.
2022 überlegten in einer Umfrage von über 7000 Klinikärzt:innen, 25% ihre ärztliche Tätigkeit ganz aufzugeben. Wenig ärztliche Kerntätigkeiten, personelle Unterbesetzung, unbezahlte Überstunden, hoher Dokumentationsaufwand, und mangelhafte IT-Infrastruktur wurden als Gründe für die Müdigkeit der Ärzteschaft identifiziert. Womit kann man diesen Herausforderungen und Problemen begegnen? Alvar Mollik zeigt als Herausgeber von „Mindful Doctor“ mittels seines Mind-Health-Change-Ansatzes vor allem für diese überlasteten ärztlichen Kolleg:innnen, Ideen und Freiräume im jetzigen System auf, damit wir die Zukunft von Medizin und Gesundheit mit einem neuen Mindset gestalten können.
Selbstverständnis des Arztseins (Mind)
Eine Kollegin von mir sah das o.g. Buch auf meinem Wohnzimmertisch und fragte mich provokativ, warum ich dieses Buch lesen würde. Wie wolle ich denn „mindful“ sein im ärztlichen Berufsalltag, in dem es ihr und sehr vielen unserer mitstreitenden ärztlichen Kolleginnen und Kollegen zufolge um das Durchbeißen und Aushalten geht. In dem keine Zeit für Pausen bleibt und alle unter konstantem Handlungsdruck stehen, da man immer genug Arbeit findet und Menschenleben auf dem Spiel stehen (oder stehen könnten, sodass man immer aufmerksam denken und gewissenhaft arbeiten muss – häufig 24 Stunden am Stück).
Ich stöberte in dem Buch „Mindful Doctor“, weil ich neugierig war auf neue Inspirationen. Lange Zeit lag neben diesem Buch auf meinem Wohnzimmertisch der Klassiker „House of God“ von Samuel Shem, den ich als Assistenzarzt noch ein zweites Mal lesen wollte, da er seit den 80er Jahren Kultstatus bei desillusionierten, frustrierten Jungärzt:innen genießt. In realitätsnaher Fiktion wird ein Klinikalltag beschrieben, welcher typische Erfahrungen junger Ärzt:innen in der Ausbildung widerspiegeln soll. Dieses Kontrastprogramm ist leichte Lektüre und der Roman skizziert einige kernige Charaktere, die man gut aus dem eigenen Krankenhaus wiedererkennen kann; aber es entsteht nicht viel Positives oder Inspirierendes. Letztendlich wird der Arztmythos des großartigen Heilenden demontiert, in zynischer Form werden entfremdete Arzt-Patienten-Arbeitsverhältnisse beschrieben und viele Fehler des damaligen Systems aufgezeigt, wovon noch heute erstaunlich viele Systemfehler geblieben sind. Einer der Oberärzte aus dem Roman erklärt seinen Assistenzärzten: „Diese Finger berühren den Körper eines Patienten nur, wenn es sein muss.“ Dieser fiktive Oberarzt rät dazu, keine Patienten anzufassen.
„Mindful Doctor“ stellt einen wahren Kontrast zur Dystopie von „House of God“ dar. Hingegen plädieren hier zwei Ärzte dafür, bewusste zwischenmenschliche (körperliche) Berührungen einzugehen. Denn sie fragen den Leser, ob eine Medizin ohne Berührung und Berührt-Sein überhaupt denkbar sei. Schließlich sei es ein Kern der menschlichen Medizin, dass intime und nahe Begegnungen zwischen Ärzt:innen und deren Patient:innen (in existentiellen Situationen) entstehen. Zusätzlich erklären die beiden Ärzte in ihrem Kapitel über Menschlichkeit in der Medizin, wie man die ideale Grundhaltung „positiv, freudvoll und gegenwärtig“ erreicht – und damit zeichnen sie ein Bild, dass 180° konträr zu Samuel Shams zynisch-humoristischen Roman ist, in dem der Protagonist selbstzerrissen mit seinem Schicksal ringt und sich auf einer Gefühlsachterbahn entfremdet von seinen liebsten Angehörigen und seinen Patienten fühlt.
(Digitale) Empathie – Digitalisierung als Brücke (Health)
Die Grundhaltung der Versorgenden im Gesundheitswesen ist das Fundament für ein gesundes menschliches Verhältnis zum Gegenüber. Zusätzlich benötigt es aber aufbauend darauf auch eines gemeinschaftlichen achtsamen Miteinanders. Gesellschaftliche Änderungen werden nur durch die frühzeitige Einbindung der Betroffenen entsprechend akzeptiert.
Beispielsweise die digitale Transformation fordert mittels Technologien von den Anwender:innen und Nutzer:innen Offenheit, agiles Denken und Flexibilität. Ihr Denken und Handeln soll sich also verändern, was vor allem bei Menschen, die bestimmte (nicht-digitale) Abläufe gewohnt sind, eine tiefgreifende Herausforderung darstellt. Eine digitale App für COPD-Erkrankte stellt sowohl für die 84-jährige Oma Erna mit chronischer obstruktiver Lungenerkrankung etwas ungewohnt Neues dar als auch für den 64-jährigen behandelnden Lungenfacharzt Dr. Schmitz und seine erfahrene Sprechstundenhilfe Gabi. Digitalisierung scheint auf den ersten Blick vermeintlich nicht zu der von „Mindful Doctor“ propagierten Achtsamkeit und Menschlichkeit zu passen. Von einem Kapitelautor werden allerdings ethische Aspekte aufgezeigt, wonach gerade durch die personalisierte und zeitgerechte Kommunikation über Telemedizin/Apps/eHealth-Anwendungen den Patient:innen menschlicher und achtsamer begegnet werden kann. Sie erhalten womöglich mehr Zuwendung und ihre Versorgung ist umfassender, präziser, individueller und letztendlich besser. Damit widerspräche ein Unterlassen von digitaler Kommunikation und telemedizinischer Versorgung sogar dem ärztlichen Grundsatz (nämlich nicht zu schaden) und könnte als unethisch betrachtet werden.
Es wird andererseits auch die Zurückhaltung mancher Patient:innen und deren Angehöriger bezüglich digitaler Technologien beschrieben, welche zu weiterer Verunsicherung und erhöhtem Bedarf nach zwischenmenschlichen Begegnungen führen würde. Es stellt bereits heute eine Herausforderung für Gesundheitsmitarbeitende dar, dass sie bei Patient:innen mit einem „ungestillten Bedürfnis nach persönlicher Kommunikation zu kämpfen haben“. Hier wird die Frage drängender, ob digital und achtsam überhaupt in Wechselwirkung treten können und zusammenpassen. Digitalisierung und Zwischenmenschlichkeit müssen bei zukünftig zunehmender Ressourcen- und Personalknappheit miteinander vereint werden. Auf den zweiten Blick stellt die Digitalisierung in diesem Sinne also keine Barriere zwischen den Menschen dar, sondern kann Brücken für intensivere menschliche Kontakte und achtsame Arzt-Patientenbündnisse bauen.
Des Weiteren sei Vorsicht geboten bei dem Phänomen des empathischen Kurzschlusses. Dieser bedeutet, dass empathisches Handeln erschöpflich sei und der Empathieprozess von der überforderten Seite aus Selbstschutz abgebrochen wird, um sich vom Gegenüber zu distanzieren. Folglich fühlt sich die andere Person unverstanden und abgelehnt und das therapeutische Bündnis ist nachhaltig geschädigt. Die den Kontakt abbrechende Person fühlt sich unauthentisch, unzulänglich, unzufrieden, erschöpft oder gar zynisch. Dies führt bei emotionaler Überforderung teilweise zum Wunsch, den Beruf zu verlassen, und teils sogar bis zum Burnout.
Bei „Mindful Doctor“ wird ein Ausweg zu dem drohenden Zynismus („House of God“-like) von überlasteten Gesundheitsmitarbeitenden erklärt. Ein weiteres Autorenduo empfiehlt den Health Care Professionals, ihre Empathiefähigkeit und Achtsamkeit zu trainieren, um damit die quantitativ seltener werdenden Ärzt:in/Pflege-Patient:innen-Kontakte zu qualitativ hochwertigen, intensiven, ehrlich nahbaren Momenten aufzuwerten.
Wie erreichen wir gemeinsame Veränderungen? (Change)
Mein Kollege Helmut Hildebrandt und sein OptiMedis-Team möchten dabei helfen, dass Menschen sich wie in einem Gesundheits- statt in einem Krankheitssystem fühlen. In seinem Kapitel untersucht er mit einer gründlichen Anamnese die Organisation des (Gesundheits-/Sozial-)Systems auf Krankheiten und gibt Vorschläge, wie es hin zu mehr Gesundheit therapiert werden kann. Dabei stellt er fest, dass altertümliche Digitalisierung 1.0 vorherrsche, Berufsgruppen an längst überholten Zuständigkeitsbereichen festhalten und die Vergütungslogik Anreize für Leistungsausweitung und Kostenreduktion setze, anstelle, dass die Gesundheitsakteure ihr ökonomisches Handeln an den Therapieergebnissen messen. Als Tipps für achtsames, rationales und gesundheitsorientiertes Handeln nennt er interprofessionelle, regionale Zusammenarbeit, welche sich an den effektiv geschaffenen Gesundheitsergebnissen (value statt volume) orientiert.
Viele der Perspektiven aus dem Buch sollen den Leser motivieren, seine Beziehung zu sich selbst und zu dem System zu überdenken oder neu zu erleben. Es geht nicht nur darum, dass man aufhört über die Arbeitsbedingungen zu lamentieren und aus der Opferrolle auszubrechen. Einen wesentlichen mutmachenden Aspekt finde ich, dass man durch diese neuen „Mindful Doctor“ Ansätze nicht nur Coping-Strategien erlernt, wie man das irrsinnige bestehende System „aushält“ und damit stabilisiert, sondern dass man ein Mindset entwickelt, wie man das System von innen heraus mitgestalten und verändern kann.
Mollik schafft mit „Mindful Doctor“ viele Perspektiven, Assoziationen und Anknüpfungspunkte. Teilweise wird sehr viel freier Spielraum spürbar, sodass am Ende keine gemeinsame Vision durch alle Autor:innen hervorscheint. Dennoch: Mollik versammelt viele engagierte und vordenkende Akteur:innen, die wiederum zahlreiche Impulse geben. Die einzelnen Kapitel und Beiträge haben zum Teil wenig Bezug zueinander und zuweilen werden von manchen Autor:innen eher bruchstückhafte Gedankenimpulse skizziert – ohne die Entwicklung eine klaren Leitgedankens. Gewünscht hätte ich mir hier mehr klarere „Take-Home-Messages“ und konkrete Handlungsempfehlungen für die Praxis.
Diese kreativen, progressiven Ideen sollten gebündelt werden und gemeinsam in eine Richtung vorangetrieben werden – mit Enthusiasmus für Digitalisierung, ehrlicher Lebensfreude und Empathie gegenüber den Schwachen in unserem Gesundheitssystem. Ich kann nur empfehlen, die in viele Richtungen streuenden Impulse zu einem gerichteten Vektor zu vereinen. Die Findungsphase war erfolgreich und jetzt gilt es gemeinsam echte Veränderungen herbeizuführen. Wie in dem „You We All“-Ansatz beschrieben, kann Innovation zuerst von einer achtsamen Person (you) ausgehen, dann kann Achtsamkeit im Team zu neuen Dynamiken und gemeinsamen Handeln führen (we) und zuletzt steckt dies das ganze Unternehmen oder Personen im gesellschaftlichen Umfeld (Kreistag, Nachbarkrankenhaus, Präventionsorte wie Schulen, Kitas oder Sportvereine) an (all). Vielleicht kann die „Mindful Doctor“-Konferenz, die Alvar Mollik zusammen mit Johanna Werner und weiteren organisiert, nicht nur einen Begegnungsort darstellen, sondern sich zusätzlich zu einem Ort entwickeln, an dem gemeinsam Positionen erarbeitet werden, mit denen gesellschaftliche, politische und wissenschaftliche Bahnen beeinflusst und in der Endstrecke sogar gelenkt werden.
Daher plädiere ich, dass die Leser von „Mindful Doctor“ nicht die Selbstfürsorge und selbstzentrierte Achtsamkeit als oberste Priorität ansehen, sondern eher Richtung Team und Zusammenarbeit streben, damit Gleichgesinnte zusammen den Unterschied erreichen können. Dieser Samen wird durch die Kapitelbeiträge auf jeden Fall gesät, sodass wir bald auf ein farblich abgestimmtes, prächtiges Blumenbeet hoffen dürfen.
Vielleicht pflückt dann auch meine anfangs erwähnte Kollegin nach einem langen, harten Arbeitstag eine Blume im Vorbeigehen. Oder ein Mindful Doctor/Health Care Professional bringt einen Strauß mit ins Stationsarztzimmer oder in die Praxisräume, sodass unsere Kolleginnen und Kollegen unbewusst riechen, dass ein frischerer Wind weht.
Literatur
Alvar Mollik (Hrsg.), Mindful Doctor – Next Generation Leadership in Medizin und Gesundheit (2022). Mit Beiträgen von C. Braun | V. Bindrum | B. Brinkhaus | G. Dobos | T. Esch | M. Gerigk E. Heber | P. Heiler | M. Herrman | H. Hildebrandt | M. Kinderman A. Kulin | K. Legl | D. Matusiewicz | P. Merke | A. Mollik | A. Nemat A. Paul | D. Ruppert | N. Schack | H.U. Sappok | H. Schmidt J. Tarrant | M. Weifenbach | J. Werner | J. Wolf. Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.
Samuel Shem, The House of God (1978), Übers. Heidrun Adler. Urban & Fischer (1997)
Institut für Qualitätsmessung und Evaluation (IQME), Mitgliederbefragung des Marburger Bund MB-Monitor (2022). Berlin 2022
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