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14. September 2011

OptiMedium 09/2011

Editorial Sehr geehrte Damen und Herren, mit einer neuen Ausgabe des OptiMedium melden wir uns aus der Sommerpause zurück. Eine Pause bietet ja auch immer etwas Zeit für Reflexionen neben dem operativen Alltagsgeschehen. Wir haben diese genutzt, um die aktuelle Diskussion um die Notwendigkeit von Effizienzgewinnen im Energiesektor – als Folge von Fukushima, dem Ausstieg […]

Editorial

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit einer neuen Ausgabe des OptiMedium melden wir uns aus der Sommerpause zurück. Eine Pause bietet ja auch immer etwas Zeit für Reflexionen neben dem operativen Alltagsgeschehen. Wir haben diese genutzt, um die aktuelle Diskussion um die Notwendigkeit von Effizienzgewinnen im Energiesektor – als Folge von Fukushima, dem Ausstieg aus der Kernenergie sowie dem Klimawandel – mit der im Gesundheitswesen zu vergleichen. Eine ganz zentrale Rolle für die Effizienzsteigerung in der Energieversorgung wird im Aufbau sog. „Smart Grids“ gesehen, worunter intelligente kleinräumig-regionale Vernetzungen von Stromproduzenten und -verbrauchern verstanden werden. Der optimale, auch zeitlich gut ausbalancierte Energieeinsatz verbunden mit IT-gestützter Information und Rückkopplung mit den Verbrauchsstellen und möglichst geringem Energieverlust durch lange Transporte und Speicherungen wird unter diesen „Smart Grids“ verstanden.

Wir sehen darin eine gute Übertragbarkeit auf die Konzeption von intelligenten regionalen Gesundheitsnetzen und einer Integrierten Regionalen Vollversorgung und schlagen dafür den Begriff „Smart Grids in Health“ vor. Ihre Funktion bestünde analog zum Energiesektor darin, den Gesundheitsnutzen für eine definierte Region und Bevölkerung zu optimieren. Dazu müssen sie sich als „Kümmerer“ um den optimierten Verlauf des Heilungsprozesses verstehen. Im weitesten Ausbaustadium integrieren sie zielgerichtete Prävention quer über die Versorgungssektoren, investieren in strukturierte Behandlungsprogramme und eine verbesserte elektronische Vernetzung und arbeiten als Coach für die Patienten an der stetigen Optimierung von Medizin und Pflege. Sie sind bestrebt, den Gesundheitsnutzen für alle Versicherten einer Kasse in einer Region zu verbessern und die medizinische Versorgung, insbesondere in ländlichen Regionen, zu sichern. Idealerweise werden sie dafür nicht zusätzlich vergütet, sondern wie Gesundes Kinzigtal analog zum Energieeinsparcontracting aus den erzielten Effizienzgewinnen refinanziert.

Diese Art der Finanzierung minimiert Anreize zur Überversorgung. Denn der Vergütungsmix aus kollektivvertraglichen Einnahmen für die beteiligten Ärzte und selektivvertraglichen Zusatzvergütungen für eine zielgerichtete und effizientere Kostenminderung schafft für den einzelnen Arzt Anreize für eine optimale Versorgung. Insbesondere, wenn Verträge zwischen Kassen und Netzen die freie Arztwahl nicht eingrenzen und die Netze sich durch patientenfreundliche Angebote und Qualität von den anderen Anbietern absetzen müssen, produzieren derartige Systeme auch einen hohen Standard an Patientensouveränität. Mit dem Änderungsantrag von CDU/CSU und FDP zum § 87b Abs.2 und Abs. 4 (Vernetzte Praxen) wird ein Teil unserer Vorschläge aufgegriffen – mehr dazu siehe weiter unten.

Intelligente Gesundheitsnetze sehen sich noch erheblichen Problemen gegenüber. Eine zentrale Schwierigkeit ist die Vorabinvestition. Die Politik sollte im Rahmen des Versorgungsstrukturgesetzes die Möglichkeit von privaten Investitionen ausweiten und nicht – wie geplant – eingrenzen! Eine entsprechende gesetzliche Regulierung wäre ein entscheidender Erfolgsfaktor für die nachhaltige Zukunftssicherung des Gesundheitswesens. Hier sehen wir noch dringenden Handlungsbedarf.

Gern möchten wir mit Ihnen darüber diskutieren – wir haben dazu ein Internet-Forum in Verbindung mit unserer Vision 2015 zur Zukunft der regionalen Gesundheitsversorgung eingerichtet. Wir freuen uns über eine rege Diskussion.

Viel Spaß bei der Lektüre und beste Grüße

Ihr Helmut Hildebrandt