News

Zur Übersicht

Zur Startseite

26. Juni 2019

OptiMedium November 2019

In dieser Ausgabe lesen Sie u. a. über interprofessionelle Gesundheitslotsen im Gesunden Werra-Meißner-Kreis, die im Kinzigtal getestete Vernetzungssoftware elpax und das BMG-Projekt "Frag mich!" zur Fehlerprävention, für das aktuell teilnehmende Ärzte gesucht werden. Außerdem in dieser Ausgabe: Ein Interview mit Prof. Martin Wehling zur Optimierung der Arzneimittelversorgung mit dem FORTA-Algorithmus und ein Kommentar von Dr. Albrecht Klöpfer zum Thema "Mehr (Qualitäts-)Transparenz im Kassenwettbewerb".


Aus Politik und Verbänden

Albrecht Kloepfer: „Mehr (Qualitäts-)Transparenz im Kassenwettbewerb“ – ein Kommentar

Wie der Wettbewerb in einem gesundheitsorientierten Gesundheitswesen aussehen sollte, das beschreibt Dr. Albrecht Kloepfer vom Institut für Gesundheitssystem-Entwicklung (iX) in einem Kommentar fürs OptiMedium.

KlöpferDr. Albrecht Kloepfer vom Institut für Ge-sundheitssystem-Entwicklung. Foto: privatEs ist mehr als verwunderlich, dass sich nicht schon längst mal jemand der massiven Fehlanreize in unserem Gesundheitssystem systematisch angenommen hat, um danach zu forschen, welche Wettbewerbsfelder und welche Wettbewerbsparamater einem tatsächlich gesundheitsorientierten Gesundheitswesen angemessen sind. Denn wenn – wie im aktuellen System – Preis und Menge die dominanten Wettbewerbskriterien darstellen, dann bekommt man eben, beispielsweise, möglichst viele und möglichst billige Knie-Endoprothesen. Ganz einfach.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und das Institut für Gesundheitssystem-Entwicklung (iX) haben nun ein Eckpunktepapier formuliert, das versucht, zumindest den preisorientierten Kassenwettbewerb auf qualitätsorientiert Füße zu stellen. Schließlich setzte Ulla Schmidts Diktum, mit dem Zusatzbeitrag könne eine „gut wirtschaftende Kasse von einer schlecht wirtschaftenden unterschieden werden“, schon vor mehr als zehn Jahren die falschen Schwerpunkte: Denn den Versicherten sollte primär nicht interessieren, ob eine Kasse gut oder schlecht wirtschaftet (was immer das sein mag). Ihn interessiert, ob „seine“ Krankenkasse für ihn da ist, wenn er sie braucht. Oder ob sie ihn mit schikanösen Anträgen malträtiert, wenn er (oder sie natürlich!) damit gerade am allerwenigsten anfangen kann.

Mit anderen Worten: Die derzeitigen Wettbewerbsregeln für Krankenkassen regen in der Tat dazu an, beispielsweise einem Palliativpatienten Leistungen zu verweigern (und ihn auf einen Widerspruch oder den Klageweg zu verweisen), in der Hoffnung, der Patient werde diesen Weg nicht einschlagen – oder nicht überleben. Alle Krankenkassen werden dieses zynische Vorgehen mit Abscheu und Empörung zurückweisen, aber wenn die Logik des Wettbewerbs gerade ein solches Verhalten nahelegt. wäre es sehr verwunderlich, wenn es nicht passierte (und ich kenne konkrete Beispiele, die diese Vermutung zumindest sehr plausibel erscheinen lassen).

Damit, so vzbv und iX, soll jetzt Schluss sein! Denn ein solcher, dem Gesundheitswesen angemessener Wettbewerb ist im Grunde ganz einfach. Helmut Hildebrandt hat dazu bereits Anfang des Jahres in der „Welt der Krankenversicherung“ einen Aufschlag gemacht. Allerdings ist es – aus unserer Sicht – für eine morbiditätsorientierte Erfolgskontrolle, wie Hildebrandt sie mit seinem Ansatz „Value based Healthcare“ verfolgt, noch zu früh. Wir würden stattdessen einen sehr einfachen Einstieg empfehlen.

Harte Fakten, wie die Ablehnungs-, Widerspruchs- und Klagerate bei Anträgen könnten – zum Einstieg – der eine harte Parameter sein, den Kassen zu veröffentlichen haben (und der beispielsweise auf einem Web-Portal abgebildet werden könnte), Erreichbarkeit (persönlich, telefonisch und per Mail) könnte ein weiterer sein und ließe sich beispielsweise gut an die Versichertenzufriedenheit koppeln. Alles also zunächst kein Hexenwerk – und schon hätte der Versicherte eine erste Orientierung, was er zu wählen hätte. Man muss nur wollen!

„Mehr Transparenz im Kassenwettbewerb“ lautet also die Forderung von vzbv und iX, die sie in einem Positionspapier „(Qualitäts-)Transparenz für Krankenkassen“ formuliert haben. Dass mehr als 25 Jahre nach Etablierung freien Kassenwettwahl noch niemand auf diese Idee gekommen ist (zumindest nicht auf „breiter Front“), ist blamabel für die Politik – aber auch für die Vertreter der Volkswirtschaft, der Gesundheitsökonomie und der Kassen.

Mehr dazu lesen Sie im Heft „Qualitätswettbewerb in der GKV“ der Reihe „iX-Forum“ (www.ix-media/de.forum) und im Heft 1/2019 der „Welt der Krankenkassen“.
Das Positionspapier „(Qualitäts-)Transparenz für Krankenkassen“ finden Sie unter diesem Link.

Den angesprochenen Artikel „Ergebnistransparenz: Der Qualitätswettbewerb unter Krankenkassen braucht einen neuen Rahmen“ von Helmut Hildebrandt finden Sie hier als pdf-Datei. Seine Forderungen sind außerdem nachzulesen in dem 5-Punkte-Sofortprogramm für den Gesetzgeber von OptiMedis.